Neuerscheinungen 2020:

 

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Messner, Reinhold: "Alle meine Gipfel" nach oben!

gebunden, 375 Seiten, ISBN 978-3-7844-3429-2
Preis: 30,00 €, Langenmüller-Verlag 2020. Website des Autors:
www.reinhold-messner.de

"Berühmtester Abenteurer der Gegenwart" - so oder so ähnlich wird Reinhold Messner meist vorgestellt. Und ob Kritiker oder "Fan", in einer Sache sind sich doch alle einig: die Biographie, das Lebenswerk dieses Mannes suchen in der Welt der Bergsteiger & Abenteurer ihresgleichen: wenn Messner Bilanz zieht, dann reiht sich Expedition an Expedition, Überlebenskampf an Überlebenskampf, Erfolg an Erfolg, doch auch Niederlage an Niederlage. Ein vielschichtiges Leben durfte Reinhold Messner bis dato leben und nur Corona sorgt derzeit (Winter 2020) dafür, dass Messner seine Pläne etwas nach hinten stellen muss.

Das Buch ist eine Neuauflage des gleichnamigen Werkes, welches schon lange auf dem Buchmarkt zu kaufen ist: auf knapp 400 Seiten lässt Messner vor allem seine Bilder sprechen: vom kleinen Bub aus den Südtiroler Dolomiten zum ehrgeizigen, begnadeten Felskletterer, der zum erfolgreichsten Höhenbergsteiger wurde, nachdem man ihm 1970 zahlreiche Zehen amputieren musste. Erstbesteigung des Everest ohne Flaschensauerstoff ´78, erste Solobesteigung eines Achttausenders ´78, erste Solobesteigung des Everest ´80, erste Doppelüberschreitung zweier Achttausender ´84... - die Liste ließe sich verlängern. Danach durchwandert Messner Wüsten, ist Politiker am EU-Parlament, seit Jahrzehnten Vortragsredner, baut gleich sechs Museen, wird Filmemacher. Achja: die Anzahl seiner geschriebenen Bücher kennt wohl Messner selbst nicht so genau.

"Alle meine Gipfel" ist zweifelsohne das Buch, wenn es darum geht, die Bandbreite von Messners Schaffen & Tun kennenzulernen. Über 650 Fotos machen das Buch zum optischen Leckerbissen, nie mit Text überfrachtet, so dass sich das Buch zum Schmökern, Blättern, Nachschlagen hervorragend eignet. das Buch endet (zunächst) mit dem Jahr 2018 und der 40-Jahr-Feier der berühmten Nairz-Expedition 1978, doch wie sagt man so schön: "...will be continued!"

   

Zaplotnik, Nejc: "Der Weg" nach oben!

gebunden, 317 Seiten, ISBN 978-3-03913-017-7
Preis: 35,00 €, AS-Verlag 2020.

Jernej "Nejc" Zaplotnik gehörte zur ersten Garde der slowenischen Bergsteiger, die schon seit Jahrzehnten durch schwierigste und härteste Expeditionen bis zu den höchsten Giopfeln der Welt auf sich aufmerksam machten: 1952 geboren, lernte er im ehemaligen Jugoslawien in Kindes- bzw. Jugendjahren die Kunst des Bergsteigens und zeigte hier rasch sein großes Talent. Das leidenschaftliche Hobby ermöglichte es ihm, schon in den 70er Jahren ins Ausland zu reisen und so lernte er Afrika und das Yosemite Valley kennen und konnte dann 1975 mit dem Makalu seinen ersten Achttausender besteigen. Im damaligen Politsystem war zweifelslos der Drang nach Freiheit und einem selbstbestimmten Leben so groß, dass Nejc Zaplotnik gerade im Alpinismus eine großartige Möglichkeit sah, sich zu verwirklichen.
1979 gelang ihm mit Andrej Stremfelj die erste komplette Begehung des Mount Everest-Westgrates - ein Meilenstein am höchsten Berg der Welt. Die Liste der erfolgreichen Begehungen ist lang, und doch wurde ihr ein jäher Schlussstrich gesetzt, als Zaplotnik 1983 im Manaslu-Basislager von einer Lawine verschüttet wurde, nur neun Tage nach seinem 31. Geburtstag.
Seine Autobiographie schrieb er, zum Glück für Bergsteigergenerationen nach ihm, bereits zwei Jahre zuvor mit dem Titel "Pot" - ein längst begehrter und gerne gelesener Klassiker der slowenischen Alpinliteratur.
Lard Felgner ist im Rahmen der ersten deutschsprachigen Übersetzung eine feinfühlige Interpretation des originalen Textes gelungen: so bleibt der emotionale Charakter erhalten, wenn Zaplotnik über Kälte, Entbehrung, erfolgreich bestiegene Gipfeln und Freude am Berg, doch auch von Leid und Verlust erzählt. Zaplotnik macht das so offen und ehrlich, dass man sich in die Zeit seiner großen Besteigungen zurückversetzt fühlt. Schön, wenn man aus seinem Herzen keine Mördergrube macht! Für mich ein wenig der Reinhard Karl Sloweniens.

Wer sich näher für das slowenische Spitzenbergsteigen interessiert, dem sei wärmstens das 2017 im AS-Verlag erschienene Buch "Der Weg zur Spitze" von Autorin Bernadette McDonald.

   

Schüssel, Wolfgang & Forcher, Sepp: "Es gibt einen Berg für jedes Alter" nach oben!

214 Seiten, ISBN 978-3-7112-0023-5
Preis: 20,00 €, bergwelten 2020.

Das Unterwegssein in den Bergen ist freilich eine Tätigkeit, der viele Menschen fröhnen und wie schon Reinhold Messner sagte, so gibt es so viele Legitimationen, auf Berge oder an Bergen zu steigen, wie es Menschen gibt, die sich ihnen nähern. Insofern müssen es nicht immer die "großen" Geschichten sein, die sich interessant lesen. Und aus eben diesem Grund versammelt sich in diesem schönen, kleinen Band nicht nur alpines Urgestein wie Alexander Huber, Axel Naglich oder Gertrude Reinisch-Indrich, sondern auch (in der Alpinszene) nicht ganz so bekannte Namen wie die 4000er-Sammlerin Marlies Czerny, Hans Gasperl, Bischof Manfred Scheuer oder andere.

Gerade diese bunte Mischung an Menschen macht die Lektüre des Buches ebenso abwechslungsreich wie lesenswert, erfährt man doch viel über die Beweggründe, warum sich Menschen den Bergen nähern, auf ihre Gipfel steigen wollen: das Unterwegssein als sportliche Herausforderung, als Naturerlebnis, als meditative Möglichkeit, zu sich selbst zu finden und nicht zuletzt: das Bewegen im Gebirge ist eine hervorragende Möglichkeit der Entschleunigung aus unserer hektischen Welt. Oben am Berg hat der Mensch eine Übersicht über die Dinge, während man "unten" doch allzuoft fokussiert sein muss.
Doch die Geschichten zeigen auch, dass sich die Motivationen im Laufe eines Lebens ändern können: es gibt einen Berg für jedes Alter, doch mit dem Alter werden sie unter Umständen kleiner! Die sehr schönen Zeichnungen stammen vom ehemaligen österreichischen Spitzenpolitiker Wolfgang Schüssel.

 

   

Dauer, Tom: "Kurt Albert" nach oben!

336 Seiten, ISBN 978-3-7022-3874-2
Preis: 29,95 €, Tyrolia-Verlag 2020.

Kurt Albert, viel zu früh 2010 durch einen Unachtsamkeitsfehler tödlich beim Klettern verunglückt, war, so schreibt der Tyrolia-Verlag "einer der größten und geistreichsten Kletterer und Bergsteiger aller Zeiten." Zweifelslos! Er war nicht nur Vorreiter der Freikletterbewegung, sondern Urvater des Rotpunktgedankens, den er vom Frankenjura in die Welt transportierte und dadurch den Bergsport revolutionierte. Unterwegs war er alleine, doch zumeist mit Freunden, ihres Zeichens auch oftmals selbst Kletterikonen ihrer Zeit, wie z.B. Wolfgang Güllich, Bernd Arnold, Holger Heuber, Stefan Glowacz usw. Oft gelangen neue, heute noch viel beachtete Linien wie "Locker vom Hocker", "Eternal Flame" oder "Fight Gravity" sind darunter und auch vor dem steilen Karakorum-Fels machte Alberts Philosophie keinen Halt. Stets jedoch verstand Kurt Albert sein Unterwegssein als Lebenseinstellung, die es galt, auszufüllen.

Der erfahrene Alpin-Autor Tom Dauer, der sich schon Reinhard Karl literarisch widmete, sichtete Kurt Alberts Bilderarchiv, sprach mit Kletterpartnern, interviewte Freunde & Bekannte und zeichnet so ein vielschichtiges Bild einer beeindruckenden Persönlichkeit, der vor allem Eines wollte: ein intensives Leben leben, unabhängig sein und mit jeder Faser des Körpers den Moment spüren. Am Berg. Am Fels. Im Abenteuer. Das Buch begleitet uns durch Kurts alpine Entwicklung und zeigt auch einen einfühlsamen, privaten Kurt Albert, dessen Maxime im Buchuntertitel "frei denken, frei klettern, frei sein" sehr treffend auf den Punkt gebracht ist. Dabei werden wir vom Frankenjura mitgenommen in die Alpen, nach Patagonien, Grönland, Mali, Brasilien, Venezuela, Pakistan und und und. Ja, ein reiches Leben hat Kurt Albert geführt, das wird dem Leser spätestens mit der Lektüre des Buches klar. Reich bebildert kommt es daher und Tom Dauer hat die interessantesten und schönsten Aufnahmen mit Hilfe von Horst Albert und Peter Dittrich zusammen getragen.

Wenngleich das Buch einen ganz großen Alpinisten portraitiert, ist es doch viel mehr als ein "Bergbuch" und begeistert sicher alle, die sich nicht nur für die Berge, sondern auch für Werte wie Freiheit, Unabhängigkeit & Freundschaft begeistern. Ich selbst war 2010 tief entsetzt, als ich vom Tod Kurt Alberts erfuhr und freue mich nun umsomehr, dass Tom Dauer ein so schönes Werk über "Mister Rotpunkt" gelungen ist.

   

DAV, OeAv &AVS: "Berg 2021" nach oben!

Hardcover, 256 Seiten, ISBN 978-3-7022-3876-6
Preis: 20,90 €, DAV 2020, Vertrieb über den Tyrolia-Verlag. Infos inkl. Leseproben unter https://www.tyroliaverlag.at/list?xid=43058380

Mit Berg 2021 kommt der nunmehr bereits 145. Band des traditionsreichen AV-Jahrbuchs auf den Markt und hält für den Leser wieder eine Menge an Informationen, Berichten, Interviews ect. bereit:
Der Gebietsschwerpunkt BergWelten widmet sich Band 145 der österreichisch-italienischen Grenzregion an der Naht Osttirol / Südtirol: den Karnischen Alpen. Auf dem Karnischen Höhenweg geht es durch diese wunderschöne Region, wir lernen Klettersteige, Dörfer, das traditionsreiche Hochweißsteinhaus und lohnende Felskletterrouten kennen. Als Grenzregion freilich gibts es aus einer reichen Geschichte zu erzählen, noch länger zurück blickt nur der Geologe in die Erdgeschichte. Ganz aktuell sind Gletscherforschung und das Portrait von AV-Obmann und Kärtner Urgestein Sepp Lederer. Im BergFokus steht die Alpindisziplin, der alljährlich zig Tausende fröhnen: "Wandern": warum Wandern, wieso boomt Wandern? Antike Ausflüge wie die des Joseph Kyselak lernen wir kennen wie auch "moderne" Ambitionen und natürlich der ewige Twist zwischen Wanderern und Radfahrern - eine Entwicklung, die im Zeitalter von E-Bikes nicht einfacher wird. In BergSteigen geht es höher hinaus, als es derzeit die meisten Pedelec-Piloten tun: Ralf Gantzhorn, 2020 tragischerweise in der Schweiz tödlich abgestürzt, widmet sich dem Mont Blanc-Massiv und dessen Hochalpinismus und Stephanie Geiger bricht für die Bergretter eine Lanze. Ein persönliches Highlight: Max Bollands Rückblick auf die internat. Alpinhöhepunkte, die von Gudrun Regelein um die Wettkampf-Szene ergänzt werden. BergMenschen portraitiert die Sportkletter-Pionierin Andrea Eisenhut und Alpin-Legende Hermann Huber, diskuttiert über Integration am Berg und beleuchtet die DAV-Sektion Donauland.
In
BergWissen verpflichtet man sich dem Schutz der Natur und informiert über die Privatisierung jener Natur, gibt Einblicke in die Welt der Eiskristalle und sinniert mit Robert Renzler über die Entwicklungen am ÖAV und DAV. Den Abschluss bildet traditionell BergKultur, heuer mit einem Ausflug zu deutschsprachigen Enklaven in Südtirol, einem Portrait des Fotografen Christian Thiele, über das Gut und Schlecht des Alpinismus und Gedanken von Schriftsteller Christoph Ransmayr.
Ergo: Berg 2021 ist wieder eine bunte, abwechslungsreiche literarische Collage, in der jeder Bergbegeisterte genug Lesematerial für die dunkle Jahreszeit findet!

   

Messner, Reinhold: "Layla" nach oben!

gebunden, 40 Seiten, ISBN 978-3-71120-025-9
Preis: 16,00 €, bergwelten-Buch 2020. Website des Autors:
www.reinhold-messner.de

»Papa war häufig auf Reisen und lebte oft monatelang im Reich des Schneekönigs. Wenn er zurückkam, erzählte er nur wenig. Das Wasser, die Luft und das Licht dort oben hatten ihn schweigen gelehrt oder alles vergessen lassen. Das machte mich neugierig und eines Tages fragte ich ihn, ob ich mitdürfe«

So reist die kleine Layla mit ihrem Vater, dem Bergsteiger, in jenes Reich des Schneekönigs und erlebt das karge Leben in der Wildnis. Zweifelsohne kein Buch, welches man einem Kind zur Lektüre in die Hand gibt. Aber ein sehr schönes Buch, welches sich als Kind prima mit den eigenen Eltern erleben lässt, denn Mama oder Papa dürfen hier und dort sicher erläuternd tätig werden. Die Abenteuer von Layla sind letztlich eine Hommage an die unberührte Natur in den Hochgebirgsregionen unserer Welt, die es zu schützen gilt. Die Erlebnisse von Layla und ihrem Papa erzählen aber auch gleichermaßen von den Gefahren, denen man sich in wilder Natur aussetzt, wie von der Möglichkeit großartiger Erfahrungen, die man abseits unserer Zivilisation machen kann.

Das Buch ist haptisch eine Freude: großformatig und auf hochwertigem Papier gedruckt kommt es daher und ist mit vielen, vielen schönen Illustrationen von Messners Landmann Davide Panizza geschmückt. Große Buchstaben und wenig Text pro Seite ermuntern auch den nachwuchs, sich im Lesen zu probieren. Im Nachwort schließt Messner treffend mit „Der Schlüssel zum Glück ist der Verzicht, nicht der Konsum“ ab – auch das praktizierte Messner bei seinen Expeditionen über Jahrzehnte hinweg. Genau dies gilt es, der jungen Generation mit auf den weiteren Lebensweg zu geben; was Messner in seinem Buch sehr schön gelingt. Schade, dass es nach Messners eigener Aussage das wohl einzige Kinderbuch von ihm bleiben wird.

   

Messner, Reinhold & Märtin, Ralf-Peter: "Tanzplatz der Götter" nach oben!

gebunden, 256 Seiten, ISBN 978-3-596-70436-1
Preis: 28,00 €, S. Fischer-Verlag 2020. Website des Autors:
www.reinhold-messner.de

Reinhold Messner ist seit Jahrzehnten vom Thema "Menschen und Berge" fasziniert und entsprechend umfassend ist sein Wissen zum Thema. Schon in den 90er Jahrenarbeitete er mit dem Theologen Michael Albus an diesem Thema, danach war Ralf-Peter Märtin (verstorben 2016) jahrelang sein Begleiter und Berater zu diesem Thema. Es begegen einem auch (wie im Falle des Kailash) jene Berge wieder, die Messner damals an der Seite von Michael Albus in der TV-Produktion "Wohnungen der Götter" Anfang der 90er Jahre vorstellte. Gemeinsam mit Märtin ist Messner mit "Tanzplatz der Götter" ein spannendes Werk zum Thema Religion(en) und Berge gelungen: weltweit, in allen Erdteilen, auf allen Kontinenten gibt es heilige Berge: mythische Stätten, in den Religionen vor Jahrtausenden geboren wurden oder die auch heute noch heilige Stätten jener Religionen sind. Egal, ob Christentum, Judentum, Islam, Hinduismus oder Buddhismus, in allen Weltreligionen spielen Berge als spirituelle Orte eine wichtige Rolle und "Sterblichen" war mitunter das Betreten dieser "Tanzplätze der Götter" streng untersagt. Die Gipfel streuen quer über den Globus, ob es der Kailash im Himalaya, der Gunung Agung auf Bali, der Fujijama in Japan, der Licancábur in Chile oder der Ayers Rock in Australien ist.
Nach einer Einleitung erzählt Messner in 13 Kapiteln die mythischen Geschichten, die diese Berge umranken. Messner bestieg die meisten der vorgestellten Ziele selbst, bekam selbst für den Kailash seinerzeit von den Chinesen die bis heute einzige Besteigungserlaubnis, die er aus Respekt vor dem Glauben der Einheimischen nicht annahm. So bleibt der Berg bis heute unbestiegen und blieb dadurch besonders mystisch.
Interessant ist natürlich, dass Messners zahlreiche ganz subjektive Erfahrungen als Bergsteiger und religiös interessierter Atheist in die Texte ebenso einfließen wie Märtins Sichtweise auf die Dinge, seines Zeichens ja nicht nur Co-Autor, sondern auch studierter Historiker. Das Buch lässt nicht nur für Messners Geschichten und Recherchen Platz, sondern auch für die vielen ganz- oder doppelseitigen Bilder, die die heiligen Berge wunderbar in Szene setzen. So entsteht ein wunderbares Buch für alle, die sich in diese hochinteressante Thematik einlesen möchten!

   

Messner, Hubert & Koppelstätter, Lenz: "Der schmale Grat" nach oben!

gebunden, 224 Seiten, ISBN 978-3-453-28123-3
Preis: 22,00 €, Ludwig-Verlag 2020. "Trailer" auf youtube: www.youtube.com

Sein berühmter Bruder würde über Hubert sagen, dass er, ihm Gegensatz zu ihm selbst, einem nützlichen Beruf nachgeht. Ja, das tut er: als Arzt konnte er mit jahrzehntelanger Erfahrung 1997 die Neonatologie in der Klinik Bozen leitend übernehmen. Doch auch in ihm schlummert das Abenteuer-Gen wie bei einigen seiner Geschwister, welches sich regelmäßig bemerkbar macht und befriedigt werden möchte. So ist Hubert Messner in seinem Leben immer wieder Grenzerfahrungen ausgesetzt: als Arzt beim Kampf um das Leben der Kleinsten und Schwächsten und als Bergsteiger & Abenteurer in den entlegenden Regionen der Welt: sei es an den Achttausendern Lhotse oder Nanga Parbat, an dem bekanntlich sein Bruder Günther 1970 umkam, oder in den großen Eiswüsten des arktischen und grönländischen Eises.

So ist das Buch eine Sammlung von Hubert Messners Grenzerfahrungen, Gratwanderungen: sei es in seiner beruflichen Rolle als Neugeborenen-Mediziner, oder als Grenzgänger in wilder Natur. Hubert Messner erzählt offen, warum es wichtig ist, sich Grenzerfahrungen zu stellen, welche Motivation er aus diesen Grenzsituationen zieht, wie er derartigen Situaltionen, die ihn an die Grenze zwischen Leben und Tod bringen, begegnet. Und in beiden Feldern stand Hubert Messner an jener Grenze: zum einen als Vater, als er 1996 um das Leben seines Sohnes bangen musste, der als Frühchen zur Welt kam, und 1995, als er mit seinem Bruder Reinhold eine Nordpol-Expedition unternimmt, bei der er beinahe umkommt.

Ein Buch, dass Hoffnung macht, das begeistert, das den Leser in seinen Bann zieht, das schlichtweg höchst lesenswert ist und man nicht aus der Hand legen möchte. Faszinierend wohl vor allem dadurch, dass hier Grenzerfahrungen aus dem beruflichen wie privaten Feld Hand in Hand gehend eine beeindruckende Vita zeichnen.

   

Messner, Reinhold: "Gehe ich nicht, gehe ich kaputt - Briefe aus dem Himalaja" nach oben!

gebunden, 288 Seiten, ISBN 978-3-89029-502-2
Preis: 24,00 €, Piper-Verlag 2020. Website des Autors:
www.reinhold-messner.de

Gehe ich nicht, gehe ich kaputt“ – wer Reinhold Messner auch nur ein wenig kennt weiß, dass ein so umtriebiger Geist tatsächlich das ständige Unterwegssein braucht – körperlich oder geistig. Viel zu erzählen hat er, der größte Abenteurer unserer Zeit: in Büchern, auf Vortragen, sehr privat sicher in seinen Briefen. Genau dies ist Gegenstand von Messners neuem Buch: Messner hat hier aber nicht nur sein eigenes postalisches Archiv gesichtet, sondern ist auch bei berühmten Alpinisten früherer Tage bis hinein in die Gegenwart fündig geworden. Briefe, die die Akteure aus fernen Landen an ihre Lieben schrieben, mal banal, doch oft auch voller Emotion und persönlichen Gedanken, an deden der Leser teilhaben darf.

Da die Inhalte sowie die Sprache oftmals typisch für die jeweilige Zeit sind, gliedert Messner sein Buch in die Kapitel „Pionierzeit“ (1850-1929), „Heldenzeit“ (1932-1961), „Hochzeit“ (1970-1990), „Funkstille“ (2000-2005) und „Netzzeitalter“ (2010-2020), wobei in den letzten drei Buchteilen praktisch ausschließlich Messner zu Wort kommt. In den ersten beiden Kapiteln werden große Namen wie George L. Mallory, Karl Wien, Paul Bauer, Maurice Herzog, Willy Merkl, Herbert Tichy ect. geradezu rezitiert - für mich ein echtes Highlight des Buches, die Briefe aus den Sturm und Drang-Jahren, den Entdeckerjahrzehnten im Himalaya.

In den Texten spiegeln sich nicht nur Erfolg & Niederlage, Triumph & Leid, sondern auch der jeweilige Geist der Zeit. Die Texte sind ein Spiegel der jeweiligen Autoren und lesen sich so abwechslungsreich wie ihre Urheber.

   

Ritschel, Bernd: "Tirol 2021" nach oben!

Spiralbindung, 14 Seiten, ISBN 978-3-7022-3856-8
Preis: 12,95 €, Tyrolia-Verlag 2020. Website des Autors:
https://www.lightwalk.de/home.html

Mit kaum einem österreichischen Bundeland assoziiert ein „Nicht-Österreicher“ das schöne Land inmitten der Alpen wie mit Tirol. Genau diesem Bundesland verschreibt sich der neue Kalender vom renommiertem Bergfotograf Bernd Ritschel, der sich

Nachdem man mit dem wunderschönen Titelmotiv, dem Großglockner im Abendlicht, eingestimmt wurde, bekommen wir jeden Monat mit einem Motiv quer durch Tirol versüßt: ob die nächtliche Wildspitze im Ötztal, idyllische Holzblockhütten im Virgental, faszinierende Eisstrukturen auf dem Gepatschferner, urige Alpenvereinshütten, herbstliche Brauntöne oder der gewaltige Wettersteinstock zur blauen Stunde – jedes Motiv macht Freude und weckt die Lust nach der Ferne (sofern man nicht in den Bergen wohnt).

Der mittelformatige Kalender (31 cm x 35 cm, mit Mondphasen und Kalenderwochen-Nummerierung) passt an jede Wand und ist mit den tollen Foto-Perspektiven und abwechslungsreichen Farb-Arrangements ein Hingucker von Januar bzw. Dezember.

   

Ritschel, Bernd & Fischer, Andrea: "Alpengletscher - Eine Hommage" nach oben!

gebunden, 256 Seiten, ISBN 978-3-7022-3846-9
Preis: 39,00 €, Tyrolia-Verlag 2020.
Eine siebzehnseitige Leseprobe gibt es auf der Verlagsseite unter www.tyroliaverlag.at/leseproben/9783702238469/leseprobe.pdf.
Einen kleinen Videotrailer kann man sich auf
www.youtube.com anschauen.

Mit einem wunderschönen Frontdeckel kommt das neue Werk von Bergfotograf Bernd Ritschel daher und für sein Buch hat er sich die studierte Umweltsystemwissenschaftlerin Andrea Fischer als Co-Autorin geholt, die seit vielen Jahren Erfahrung in der Erforschung von Gletschern hat.

Woran denkt man, wenn man das Wort „Gletscher“ hört? An strahlendweiße Eisströme, die von den hohen Alpengipfeln hinabziehen. An tiefe Spalten. An Gletschertore, Moränenwälle und bizarre Formen. Und sicher an noch viel mehr. Letztlich aber auch an den Klimawandel, der sich in Europa nirgends so eindrücklich und beängstigend zeigt wie in den Alpen. Meterweise schwindet an vielen Gletschern das Eis und dort, wo man noch vor Jahrzehnten Gletscherzungen sehen konnte, finden sich heute nur Schutthalden und Moränen.

Bernd Ritschel und Andrea Fischer stellen uns dieses sensible Ökosystem mit interessanten und nachdenklich machenden Texten und gewaltigen Bildern vor, die die Geschichte der Alpengletscher eindrucksvoll dokumentieren. Bernd Ritschels Fotografien, über Jahrzehnte hinweg im Rahmen vieler Touren gesammelt, entlocken dem Leser & Betrachter oftmals ein „Wow“ – sie machen das Buch tatsächlich zu einer Liebeserklärung an die Berge und ihrer Gletscher – eine Hommage, der man sich gerne oft widmet.
Toll, dass zu jeder Aufnahme das Aufnahmejahr dokumentiert ist. In Jahren wird man die Aufnahmen vergleichen können…
Hinten im Buch gibt es Ausflugtipps zu besonders schönen Aussichtspunkten auf Gletscher und ein Literaturverzeichnis, mit dem man tiefer in die Materie eintauchen kann.
Ein wunderschönes Buch über ein Alpenrefugium, dass es so in Zukunft wohl nicht mehr geben wird!

   

"Alpin 2021" nach oben!

Spiralbindung, 13 Bilder, ISBN 978-3-667-11890-5
Preis: 24,90 €, Delius Klasing-Verlag 2020. Website des ALPIN-Magazins: www.alpin.de

Kalender sind längst nicht mehr nur dafür da, um Termine festzuhalten. Je nach Hobby und Vorliebe kann man sich mit einem schönen Kalender einen ganzjährigen Wandschmuck an die Zimmerwand zaubern. In Kooperation mit der renommierten Bergzeitschrift „Alpin“ bringt der Delius Klasing-Verlag einen großformatigen (58 x 39 cm) Kalender 2021 heraus, der sich der Bergwelt verschrieben hat. Natürlich liefern prominente Berg- bzw. Landschaftsfotografen die fantastischen Motive hierzu. Darunter sind der jüngst viel zu früh verstorbene Ralf Gantzhorn (ein Nachruf ist in der August-Ausgabe von „Alpin“ zu lesen), Herbert Raffalt, Iris Kürschner, Sebastian Wahlhütter, Hannes Kutza, Julien Nadiras, Leo Himsl und Axel Jentzsch-Rabl.

Eines haben die Aufnahmen alle gemeinsam: man fühlt sich in die Szenerie mit einbezogen: egal, ob bei ausgesetzter Gratkletterei am Mont Blanc, beim Besuch eines Klosters in Ladakh, beim idyllischen Wandern am Appenzeller Seealpsee, beim Eisklettern in den Hohen Tauern oder beim Ersteigen des Südtiroler Peitlerkofels. Stets fühlt man sich eher als Protagonist denn als Betrachter von außen.

Hinten im Kalender gibt es neben Infos zu den Bildern auch zu vier Kalendermotiven die dazugehörigen genauen Tourenbeschreibungen aus dem Magazin ALPIN.
Gewaltige Bildeindrücke bietet "Alpin 2021" und man sich fragt, warum denn ein Monat nur 30 bzw. 31 Tage haben muss... Ein wirklich schöner Wandschmuck für alle, die die Berge lieben!

   

Neuhold, Thomas & Praher, Andreas: "Widerstand, Verfolgung, Befreiung - Zeitgeschichtliche Wanderungen" nach oben!

Broschur, 248 Seiten, ISBN 978-3-7025-0963-7
Preis: 24,00 €, Verlag Anton Pustet 2020. Nähere Infos auch auf der Verlagsseite zum Buch.

Widerstand, Verfolgung, Befreiung – welche Epoche mitteleuropäischer Geschichte hier in Form „zeitgeschichtlicher Wanderungen“ erkundet wird, dürfte rasch klar sein: die Zeit der Nationalsozialisten, die überall bis in unsere heutigen Tage ihre Spuren hinterlassen, ja, sich in die Landschaft gebrandmarkt hat.
Die österreichischen Autoren, „Der Standard“-Korrespondent Thomas Neuhold und Historiker Andreas Praher, haben sich freilich auf den Großraum Salzburg sowie das südliche und östliche Umland konzentriert: von der Venedigergruppe im Süden, Bad Ischl im Osten (auch in Linz gibt es eine Exkursion) bis zum Epizentrum des Geschehens, nach Salzburg, reichen die insgesamt 35 Wandervorschläge. Alle Touren rollen die schwierige Vergangenheit in Österreich auf, erzählen von NS-Lagern, Judenverfolgung, Rassenwahn, Zwangsarbeit, ideologischen Verirrungen und von traurigen Einzelschicksalen in den 30er und 40er-Jahren des letzten Jahrhunderts.

So wird denn auch zu jeder Wanderung nicht nur eine Routenbeschreibung und kleine farbige Karte mitsamt Gehzeiten und Schwierigkeitsangaben geliefert, sondern vor allem eine gute historische Einbindung, hochinteressant zu lesende kurze Biographien und Ausflüge in das dunkelste Kapitel der jüngeren menschlichen Geschichte.
Doch so schwierig (und gut umgesetzt) das Thema des Buches ist, so möge man letztlich nicht die schönen landschaftlichen Eindrücke vergessen, die man auf den vorgeschlagenen Routen von Thomas Neuhold und Andreas Praher erfahren darf.

Kapitelweise sortiert gibt es im Anhang zu jeder Tour weiterführende Literaturhinweise, so dass sich jeder Interessierte noch tiefer in die Thematik einlesen kann.
Ein damit sehr gelungenes Werk zu einer schwierigen Thematik, die nie vergessen werden darf!

   

Schwabe, Gerald: "Lieblings-Wanderungen rund um Oberstdorf" nach oben!

Softcover, 128 Seiten, ISBN 978-3-86389-044-5
Preis: 12,95 €, brack-Verlag 2020. Nähere Infos auch auf der Verlagsseite. Website des Autors: http://www.allgaeu-bilderbogen.de

Der Allgäu-Kenner Gerald Schwabe hat neben dem vierten Band der Bildbandreihe „Allgäu-Panoramen“ auch einen Wanderführer „rund um Oberstdorf“ publiziert: hier stellt Schwabe im Rahmen von 45 Touren das südliche Oberallgäu & das Kleinwalsertal und damit das Zentrum der Allgäuer Hochalpen dar. Die Touren sind nach „leicht“, „mittel“ und „schwer“ gegliedert, wobei Schwierigkeiten natürlich subjektiv sind. Ich selbst traue mir Gipfel wie die Höfats oder Trettachspitze nicht zu, doch durchaus die hier schweren Touren wie Rubihorn, Walser Geißhorn oder Hoher Ifen. Die leichten Touren wie z.B. Spaziergänge ins Oytal, Gemsteltal oder zur Spielmannsau sind demgegenüber sehr leichte Unternehmungen. Die mittelschweren Touren nehmen den Großteil des Buches ein, hier sind Klassiker wie Laufbacher Eck-Weg, Fellhorn, die Hörnergruppe, das Walmendinger Horn ect. zu finden.

Eine wirklich schöne Auswahl, die Schwabe hier findet, das darf ich wohl mit über 35 Jahren „Allgäu-Erfahrung“ sagen. Alle Touren bieten neben einer guten Beschreibung ein Höhenprofil, eine kleine farbige Karte, in der Punkte, die in der Beschreibung fallen, eingetragen sind; zudem charakteristische Bilder und alle wichtigen Eckdaten wie Gehzeit, zu bewältigende Höhenmeter ect. Vorne im Buch finden sich allgemeine Hinweise sowie kurze Steckbriefe der wichtigsten Gesteine, die die Allgäuer Gipfel aufbauen.

Das Buch hat Hosentaschenformat (16 x 11,5 cm) und ist damit bei jeder Tour rasch platzsparend eingepackt. Es wird schwer, da die richtige Auswahl im nächsten Allgäu-Urlaub zu treffen!

 

   

Schwabe, Gerald: "Allgäu-Panoramen 4 " nach oben!

Hardcover, 81 Seiten, ISBN 978-3-86389-043-8
Preis: 12,95 €, brack-Verlag 2020. Nähere Infos auch auf der Verlagsseite. Website des Autors: http://www.allgaeu-bilderbogen.de

Berg-Panoramen faszinieren immer wieder auf´s Neue: der Blick schweift in die Weite und man hat dank des großen Blickwinkels das Gefühl, in der Landschaft zu stehen. Besonders intensiv ist dieser Eindruck natürlich auf Gipfeln im Gebirge. Der Erfolg spricht für sich, denn mit dem Band "Allgäu-Panoramen 4" legt Gerald Schwabe heuer den bereits vierten Band der beliebten Panorama-Reihe vor. Das Rezept ist so einfach wie gut: tolle Bilder, alle wichtigen Gipfel, die sich dem betrachter zeigen, sind beschriftet und man möchte schnell auch auf diesen Gipfeln und Aussichtspunkten stehen. Die Bilder, die quer durchs Jahr, doch zumeist im Sommer aufgenommen sind, bestechen durch hohe Qualität und Farbbrillanz. So ist das Büchlein ein guter Begleiter für den Rucksack und macht auch daheim bei der Lektüre einfach nur großen Spaß.

Mit dabei sind natürlich bekannte Logenplätze wie Hoher Ifen, Walmendinger Horn, Grünten, Große Schlicke, Brentenjoch, Steineberg oder der Tegelberg, aber auch tolle Talimpressionen wie aus Sonthofen, dem Sonthofener Hof, dem Illertal bei Schöllang, dem Forggensee usw. fehlen nicht. Den Schwerpunkt der insgesamt 39 Panoramen liefert natürlich das gipfelreiche Oberallgäu und Kleinwalsertal, doch auch das Tannheimer Tal und das Ostallgäu sind vertreten. Panoramen vom Allgäuer Hauptkamm fehlen in diesem Band, was den Genuss des Buchs keineswegs schmälert.
Ein solches Buch ist einerseits eine Ideen-Fundgrube für die Tourenplanung und bietet so manches schöne „ach ja“-Erlebnis, wenn die Tour schon gemacht wurde. So oder so, wieder ein sehr lohnendes Buch, dass man gerne immer wieder durchschaut und dabei die vorangegangenen Bände 1, 2 und 3 aus dem Schrank holt.

   

Lama, David: "Sein Leben für die Berge - von ihm selbst erzählt " nach oben!

Klappbroschur, 480 Seiten, ISBN 978-3-328-60150-0
Preis: 26,00 €, Penguin-Verlag 2020.

Als ich im April 2019 hörte, dass David Lama mit zwei Seilgefährten in den kanadischen Rocky Mountains in einer Lawine ums Leben gekommen ist, konnte ich es kaum glauben: dieser Ausnahmebergsteiger tot? Was hat er schon alles in seinem jungen Leben an unglaublichen Touren gemeistert? Wahnsinn! Und nun tot?
Toll, dass das vorliegende Buch sozusagen ein literarisches Gesamtwerk, ein literarisches Vermächtnis seines alpinistischen Lebens ist: es umfasst die beiden bereits erschienenen Bücher "High" und "Free" und ist um wertvolle Gedanken ergänzt, die es nicht mehr in Form eines dritten Buches gab:
In "High" (erstmals 2010 erschienen) erzählt David von seinen Kletteranfängen; davon, wie Peter Habeler sein Talent entdeckte; von seiner Karriere als Wettkampf- und Hallenkletterer und von seinem gelungenen Sprung an die schweren Weltberge auf den Kontinenten dieser Welt. Ein großer Schritt, den nur wenige Kletterer meistern. David schaffte dies mit Bravour. Im Folgewerk (erstmals 2013 erschienen) steht Davids Masterpiece im Vordergrund: die erste freie Durchsteigung der berühmten Kompressorroute am Cerro Torre: das hatte niemand, wirklich niemand für möglich gehalten - außer David selbst und wohl sein Seilpartner Peter Ortner. Die kühne Tat gelingt und konnte filmisch in "Cerro Torre - Nicht den Hauch einer Chance" großartig festgehalten werden. David hat die Chance genutzt, die der Berg ihm bot. Immer. Immer, solange es eine Möglichkeit gab, auf den Gipfel zu gelangen.
In den angehangenen kurzen Aufsätzen geht es um erfüllte Träume wie z.B. den Moose´s Tooth in Alaska, den Trango Tower im Karakorum oder am Lunag Ri, den er nach vergeblichen Versuchen 2018 solo besteigen konnte: die Erstbegehung des damals höchsten unbestiegenen Berges in Nepal, dem Heimatland seines Vaters. Doch auch Scheitern musste Lama lernen, wie an der Annapurna III.
Die knapp 500 Seiten des Buches lesen sich leicht, voller Faszination für diesen grandiosen Athleten und doch auch mit ein wenig Trauer, dass er nach einem sehr intensiven Leben und doch nur mit jungen 28 Jahren viel zu früh sterben musste. Hansjörg Auer (1984-2019) und Jess Rosskelley (1982-2019) seien hier nicht vergessen!

   

Linzbichler, Helmut: "Abenteuer unlimited" nach oben!

Broschur, 240 Seiten, ISBN 978-3-941297-42-5
Preis: 19,90 €, Sportwelt-Verlag 2019. Infos auf der Verlagsseite unter www.sportweltverlag.de/shop/abenteuer-unlimited oder auf der Website des Autors.

"Mein Leben im Grenzbereich" heißt es da im Untertitel - klingt stressig, oder? Mitnichten! Helmut Linzbichler ist ein "Extremsport-Maniak": Egal, ob der berühmte Ultralauf quer durch die gesamten USA, ob der Badwater-Ultra im Death Valley, ob Klettern in abgelegenen Gebieten der Welt, ob die Seven Summits der Kontinente, ob ein Marathon am Nordpol, ob ob ob...Die Liste könnte man beliebig verlängern: Helmut Linzbichler hat als Extremsportler & Extremabenteurer viel erlebt, hat überlebt und hat die Freude an extremen Unternehmungen nie verloren, im Gegenteil.

Helmut Linzbichler erzählt sehr offen wie er zum Sport, zu extremeren Unternehmungen gefunden hat, erzählt über seine familiären Hintergründe und natürlich über sein "Leben im Grenzbereich": wie wächst man in dieses extremne Hobby hinein? Wie motiviert man sich für derartige Extremunternehmungen? Wie hält man mental einen 5000 km-Lauf durch? Wie gelingt die Besteigung des höchten Berges der Welt als ältester Europäer? usw.

Freilich war Linzbichlers Leben nicht nur von großen Erfolgen geprägt, sondern, wie es nun einmal auch im Sport & Privatleben leider geschieht, von Rück- und Schicksalsschlägen. Doch wie sagt sich der Autor? "Das Leben ist zu kurz für irgendwann“. Also gilt es, nach einem Rückschlag wieder aufzustehen und einen erneuten Versuch zu wagen. Auch davon erzählt Linzbichler in einer sehr offenen, ehrlichen und auch humorvollen Art, was das Buch sehr kurzweilig und spannend zu lesen macht. Viele schlichtweg geniale Bilder und ein paar Seiten für die Freunde der Zahlen runden das Buch und literarische Lebenswerk Linzbichlers, wenn man so will, gelungen ab. Das Vorwort schrieb kein Geringerer als Landsmann und Freund Peter Habeler.

   

Huber, Alexander: "Die Angst - Dein bester Freund" nach oben!

Hardcover, 256 Seiten, ISBN 978-3-7112-0011-2
Preis: 22,00 €, Bergwelten-Buch 2020. Nähere Infos auf der Verlagsseite.

"Ich hänge an meinen Fingerspitzen ohne Seil und Absicherung in einer senkrechten Wand. Die Angst ermöglicht Konzentration, denn jeder Griff muss sitzen" (Auszug Klappentext). Wer glaubt, Profikletterer hätten keine Angst, stattdessen Nerven wie Drahtseile und seien lebensmüde, der hat diesen Sport und seine Akteure nicht verstanden. Doch niemand anders als Alexander Huber, der sich als Spitzenkletterer gemeinsam mit seinem Bruder Thomas als "Huberbuam" weltweit seit Jahrzehnten einen Namen gemacht hat, könnte besser erklären, warum gerade die Angst so wichtig ist, den Akteur bei vollem Bewusstsein, ja ihn am Leben hält.

Die Angst zieht sich, so auch im Buch, durch Alexander Hubers Leben - egal ob bei seinen Kletteranfängen in der Kindheit & Jugend, seiner berühmten free solo-Tour durch die Hasse-Brandler-Direttissima der Großen Zinne, seinen Speedklettertouren am El Capitan oder bei seinem jüngsten Meisterstück, der "Bayerndirettissima" am Mount Asgard in Kanada. Huber zeigt anschaulich und mitreißend, wie facettenreich und eben wichtig die Angst sein kann und wie man sie erfolgreich nutzt. Dies tut Huber, diplomierter Physiker, aus nüchtern-wissenschaftlicher Warte wie auch aus zahlreichen eigenen Erfahrungen heraus. Jeder, der einmal bei sportlichen Unternehmungen in brenzlige Situationen geraten ist, wird seine Gedanken und Emotionen nachempfinden können. Huber ist literarisch kein Feingeist, sondern erfrischend offen, klar und geradlinig. Wer schon einmal einen seiner tollen Vorträge besucht weiß, wie kurzweilig das sein kann. Das Buch bietet so einen sehr persönlichen Einblick in Hubers Seelenwelt und erklärt letztlich den Untertitel "Dein bester Freund" - ohne Angst wäre jeder risikobereite Sportler, jede risikofordernde Sportart, wie eben das Bergsteigen in all seinen Facetten, zum Scheitern verurteilt.

Schön, dass Alexander Huber das Thema "Angst" so ehrlich aufs Tableau bringt. Großartig!

   

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