Geishorn - 2248 m & Geiseck - 2212 m

meine persönliche Kurz-Bewertung der Tour

Mittwoch, der 13. Oktober 2010 Top

Nach zweijähriger Tourenpause hatte ich im diesjährigen Urlaub endlich wieder die Gelegenheit auf eine Solotour. Vor zwei Jahren führte

mich meine Tour über die Willersalpe und das Zererköpfle Richtung Geishorn. An der letzten Felsstelle, an der ich Hand anlegen musste, zog ich so unglücklich, dass mir ein starker Schmerz am rechten Schultergelenk sofort sagte, dass etwas nicht in Ordnung ist – das Schultergelenk war ausgekugelt und mir war klar, dass ich so nicht die hinter mir liegenden Passagen würde absteigen können. Also rauf! Und das bei nur mäßigem Wetter: es war kühl und die Wolkenschwaden zogen die Berge hinauf. Ich erreichte das Geiseck und stieg auf kürzestem Wege, ohne den Gipfel des Geishorns zu betreten, zur Vorderen Schafwanne ab. Ein Rettungshelikopter flog mich zur Klinik nach Reute. Bei den immer stärker werdenden Schmerzen war an einen weiteren Abstieg nicht zu denken. Es folgten Untersuchungen in Sonthofen sowie Orthopäden- und Reha-Termine über Monate hinweg.

Rauhhorn und Geishorn vom Neunerköpfle (Tannheimer Tal)

Nun hatte ich also mit dem Geishorn noch eine Rechnung offen; und die sollte nun beglichen werden: gegen 7 Uhr hole ich mir beim Hindelanger Bäcker an der Kirche noch etwas „Wegzehrung“ und fahre dann zum Hintersteiner Parkplatz „Auf der Höh“ (892 m), der zu dieser Uhrzeit noch recht verlassen ist. Wie in den letzten Tagen auch ist der Himmel wegen des dichten Nebels nicht zu sehen. Der Nebel hängt recht tief, so dass ich hoffe, alsbald den Nebel durchstiegen zu haben. Um 7:22 Uhr starte ich Richtung Willersalpe. Es ist noch recht kühl, doch nachdem ich nach einigen Minuten Gehzeit meine „Betriebstemperatur“ erreicht habe, ziehe ich meinen Fleecepulli aus und steige mit T-Shirt weiter. Die Atmosphäre ist wegen des Nebels recht trostlos, doch in Gedanken bin ich bereits in der Sonne weiter oben.

Ich komme recht gut voran und habe kurz nach 8 Uhr plötzlich die Nebeldecke durchdrungen. Mir bietet sich ein wundervoller Blick auf die Nebeldecke und die Berggipfel von Breitenberg und Ponten, auf die die Morgensonne fiel. Ich muss schon rech hoch sein, denn wie ich sehe ist die Bergstation der Horn-Bahn am Imberger Horn noch in Nebel gehüllt.

Motiviert durch die schönen Bilder, die sich mir bieten steige ich weiter auf und erreicht nach ziemlich genau einer Stunde Aufstieg den Almboden der Willersalpe. Um 8:30 Uhr habe ich die Alpe (1456 m) erreicht, gehe aber gleich weiter: es ist kühl und hinter der Hütte wird laut mit einem Bagger gewerkt.

 


Knapp oberhalb des Nebels. Blick auf die Morgensonne, die hier den Breitenberg (Bildmitte) und die Hohen Gänge bestrahlt. Ganz rechts die Gipfelkuppe des Imberger Horns.


Gaiseck und Gaishorn (rechts) von der Vorderen Schafwanne aus gesehen.

Anders als vor zwei Jahren halte ich mich nun rechts und begehe den hier startenden Jubiläumsweg. Es geht gemütlich allmählich bergauf, natürlich im Schatten der morgendlichen Kühle. Das Geishorn kann man von hier noch nicht sehen, wohl aber das vorgelagerte Geiseck (2212 m). Zwischen Latschen geht es höher, leider kann man schlecht den weiteren Aufstiegsweg ausmachen. Immer wieder schaue ich zum Geiseck hinauf und kann noch nicht einmal genau sagen, wo sich in der südlichen Verlängerung des Grates die Vordere Schafwanne befindet.

Dann erreiche ich den Beginn des eigentlichen Schlussanstiegs: in Serpentinen steigt der Weg nun deutlich steiler die Flanke bergaufwärts. Die schuttbedeckten steilen Kehren gestalten den Aufstieg sehr mühsam (wie vor zwanzig Jahren bereits, als ich dieses Teilstück schon einmal ging, ohne damals das Geishorn zum Ziel zu haben). Immer wieder mache ich kurz Halt, schaue nach oben und versuche, die Schafwanne auszumachen; vergebens. Meine Pumpe arbeitet auf Hochtouren und ich hätte nichts dagegen, nun die Schafwanne zu erreichen. Recht unerwartet sehe ich dann auch plötzlich den Wegweiser in der Scharte und habe um 9:53 Uhr die Vordere Schafwanne auf 2041 m erreicht.

Ein wunderbares Panorama zeigt sich, doch am schönsten ist wohl der Nahblick auf mein Ziel, das Geishorn. Das Gipfelkreuz ist von hier schon gut zu sehen. 30 Minuten sollen es ab hier laut AV-Führer bis zum Gipfel sein, 45 Minuten laut Wegweiser hier oben. Allerdings ist mir schon oft aufgefallen, dass die angegebenen Zeiten auf den vor wenigen Jahren neu angebrachten Wegweisern oftmals übertrieben hoch sind. Der Weg ist von hier gut einzusehen, und so mache ich mich nach kurzer Trink- und Fotopause auf die letzte Aufstiegsetappe.

Schmerzliche Erinnerungen an meinen schmerzhaften Abstieg zur Scharte vor zwei Jahren werden wach, als ich bei angenehm wärmender Sonne höher steige. Der Weg quert die Südostflanke des Geisecks und gewinnt allmählich an Höhe. Der oben am Grat befindliche Wegweiser rückt immer näher und als ich den Grat erreicht habe öffnet sich erstmals auch der Blick Richtung Norden.

Der Wegweiser verkündet die letzten zehn Aufstiegsminuten und so habe ich nach etwa fünf Minuten den Gipfel (2249 m) erreicht – es ist 10:34 Uhr. Die etwa 1357 Höhenmeter habe ich in ca. drei Aufstiegsstunden geschafft – 450 Hm pro Stunde, das ist für meine derzeitigen konditionellen Verhältnisse okay.

Gipfelpanorama vom Hochvogel links über Rauhhorn (vorne), Giebelzug, Laufbacher Eck-Berge bishin zum Daumenmassiv. Ganz hinten rechts der Säntis, darunter im Vordergrund das Geiseck.

Ein paar Impressionen von oben...

Blick Richtung Süden zum Giebelzug und Schneck. Hinten die Mädelegabelgruppe und der Biberkopf.

Blick hinab ins Ostrachtal mit dem Breitenbergzug, dem Imberger Horn und der Nagelfluhkette hinten.

Blick vom Geiseck uzrück zum Geishorn.

Rauhhorn, Hochvogel und Giebelgruppe vom Geiseck.

Der Blick vom Gipfel ist fantastisch. In alle Richtungen reihen sich die Berggipfel auf, besonders schön ist für mich der Blick auf das nahe Rauhhorn und den Hochvogel. Ich wechsle meine durchschwitzten Klamotten, trage mich in das schöne Gipfelbuch ein und mache Fotos. Nach (zufälligerweise) exakt halbstündiger Rast breche ich wieder auf. Vom Geishorngipfel wandere ich zunächst über den leicht abfallenden Grat zur Wegeabzweigung und weiter geradeaus zum Geiseckgipfel, den ich um 11:16 Uhr erreiche. Nur ein Vermessungsstein markiert den Gipfel, der eher unauffällig den westlichen Abschluss des Massivs bildet. Nach nur 5-minütiger Rast wandere ich wieder zur Wegabzweigung zurück und steige wieder Richtung Vordere Schafwanne ab. Es kommen mir immer wieder Wanderer entgegen, die noch auf das Geishorn wollen – kein Wunder bei diesem herrlichen Herbstwetter. Nach zig Fotopausen bin ich um 12:02 Uhr wieder an der Schafwanne. Eine weitere Fotopause, schließlich werde ich mich nun von dem wunderbaren Panorama verabschieden müssen.

Blick von der Vorderen Schafwanne zu Geieck und Geishorn Richtung Osten.

Der Abstieg von der Schafwanne gestaltet sich zunächst langsam: der obere Teil ist recht steil und ich habe keine Lust, mich auf meine schwächere rechte Schulter zu legen. Also steige ich in recht gemütlichem Tempo Kehre für Kehre ab. Unterwegs halte ich noch ein kurzes Schwätzchen mit einem jungen Pärchen, die noch weiter zum Schrecksee wollen. Um 12:40 Uhr habe ich das Steilstück geschafft und bin wieder in flacherem Gelände auf ca. 1750 m. Nun wieder in der Sonne steige ich, das Wetter und die Landschaft genießend, in lockerem Tempo weiter ab, stets die Willersalpe vor Augen. Um 13:20 Uhr habe ich die Alpe erreicht und gönne mir eine Pause bei erfrischendem Dunkelbier – herrlich. So herrlich, dass ich froh bin, ausreichend Geld für eine zweite „Halbe“ zu haben. Und mit einer Maß intus lässt sich sicher auch beschwingter absteigen…

Die Willersalpe (1456 m) mit Geiseck, Schafwanne und Gernkopf.

Nach zwanzigminütiger Pause mache ich mich wieder auf den Weg, lege auf den ersten Metern aber zahlreiche Fotopausen ein: wie immer bei solch schönen Bergerlebnissen fällt es mir schwer, mich von den Bildern und Eindrücken zu lösen. Schließlich weiß ich, dass ich gleich wieder im Nebel hänge, der sich die letzten Stunden stets auf etwa 1400 m gehalten hat. Um 13:55 Uhr trete ich endgültig den Abstieg ins Tal an und befinde mich in der Tat alsbald in Nebelschwaden wieder. Ich habe keine Lust, mich unnötig lange im Nebel aufzuhalten und steige ohne weitere Stopps ab. Um 14:39 Uhr bin ich wieder am Hintersteiner Parkplatz.

Fazit: ein teilweise mühsamer, aber stets einfacher Anstieg auf einen wundervollen Aussichtsberg.

(c) Thomas Mitterer

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