Hörnerrunde - bis 1787 m

meine persönliche Kurz-Bewertung der Tour

Donnerstag, der 31. Oktober 2013 Top

Kurz vor Urlaubsende möchte ich nochmals in die Berge: das Wetter verspricht nach kurzem Zwischentief wieder schön zu werden. Da ich aufgrund der Tatsache, dass ich 630 km weit weg wohne, nur selten in die Allgäuer komme, möchte ich meine Gipfelliste ein wenig ausbauen. Die „Hörnergruppe“ rund um das Riedberger Horn scheint mir ein guter Ort für eine solche Tour: hier kann man problemlos mehrere Gipfel aneinanderreihen und Schnee dürfte hier auch kein Problem sein. Der liegt nämlich inzwischen in größerer Menge auf den höheren Gipfeln bzw. in den Nordseiten diverser Gipfel. Im Übrigen war ich hier (fast noch nie unterwegs): vor Jahren hatte ich meinen Sohn von Grasgehren aus im Kinderwagen fast bis aufs Riedberger Horn geschoben und war dann die letzten Meter alleine zum Gipfel gelaufen. Aber bei einem Startpunkt, der nur etwa 340 Höhenmeter unterhalb des Gipfels liegt, stellt sich die Frage nach einer „ehrlichen“ Besteigung. Ganz zu schweigen, wenn man die Hörnerbahn benutzen würde. Mir ging es schon immer darum, Berge aus dem Tal zu besteigen, egal ob hohes oder eher niedriges Ziel. Und meinen sportlichen Ehrgeiz möchte ich heute befriedigen.

Ich fahre also um 6:30 Uhr von Bad Hindelang nach Bolsterlang und parke an der Talstation der Hörnerbahn (940 m). Während in Hindelang nur dünne Schleier den Blick in den klaren Himmel versperrten hängt im Illertal eine dicke Wolkenbank tief unten. Ich bin gespannt, wann ich freie Berggipfel zu sehen bekomme. Um ziemlich genau 7:00 Uhr kann ich vom Parkplatz starten. Es ist ein „Fahrweg“ zur Mittelstation der Bahn ausgeschildert, den ich nehmen werde; so komme ich wahrscheinlich am schnellsten voran. Die Straße steigt sogleich sehr steil an, mein Puls (ich gehe heute mal mit meiner Pulsuhr, mich interessieren die Werte auf einer solchen Bergtour) ist rasch bei etwa 170 Schlägen, etwas später bei etwa 180 (Anmerkung: keinen Schreck bekommen, mein Maximalpuls liegt bei knapp 200 Schlägen; die klassischen 08/15-Formeln zur Bestimmung des Maximalpulses hauen bei mir nicht hin), ich komme ganz schön ins Schnaufen. Leider fahren immer wieder schwere Laster und andere Fahrzeuge die Straße rauf und runter – Ruhe in den Bergen sieht anders aus und hört sich vor allem anders an.

Abbildung: Morgenstimmung zwischen Höfats und Mädelegabelgruppe.

In der kühlen Morgenluft gewinne ich rasch an Höhe und durchbreche nach etwa 20 Minuten die Wolkenobergrenze: ich kann den ersten freien Blick genießen, zumal sich das Gelände lichtet und ich den Wald, durch den ich bislang gelaufen bin, allmählich unter mich lasse. Der heranbrechende Tag und die Wolken unter mir erzeugen eine fantastische Stimmung und ich kann grandiose Blicke auf Mädelegabelgruppe, Hornbachkette, Höfats und den gesamten Daumenzug genießen. Alsbald stehe ich in den ersten Sonnenstrahlen und sehe die Mittelstation der Hörnerbahn über mir. Um 7:45 Uhr bin ich an der Mittelstation (1340 m) und bin froh, dass die Bahn noch nicht in Betrieb ist. Hier oben wird fleißig gebaut also nichts wie weiter. Nach einigen Fotos steige ich Richtung Bergstation weiter und lasse den Baulärm hinter bzw. unter mir.

In einem weiten Bogen steige ich zunächst Richtung Weiherkopf und dann linkshaltend zur Bergstation (1540 m) auf, die ich kurz nach 8:00 Uhr erreiche. Mittags herrscht hier sicher Hochbetrieb (auf den man sich eingestellt zu haben scheint). Ich mache rasch ein paar Fotos und steige dann in gut 5 Minuten die letzten Meter durch steilen, gut gestuften Bergwald hinauf zum Bolsterlanger Horn (1586 m) – mein erster Gipfel des heutigen Tages! Auch wenn die Sicht wegen des Baumbewuchses etwas eingeschränkt ist, hat man doch sehr schöne Blicke zum Grünten, ins Illertal und die dort aufragenden Berge bis hin zum Riedberger Horn. Klar, dass hier der erste Schluck meines Gipfelschnapses fällig ist, der Hindelanger „Kräuterschluck“ von der Bäckerei „Kirchebäck“ an der Bad Hindelanger Kirche. Naja, ist eher ein Likör als ein Schnaps. Hauptsache er schmeckt!

Abbildung: Blick vom Bolsterlanger Horn auf Wannenkopf (links), Riedberger Horn, Ochsenkopf und Weiherkopf (rechts).

Nach meiner ersten etwas gemütlicheren Rast steige ich wieder zur Bergstation ab und steige auf der gegenüberliegenden Seite der Bergstation einfach, aber sehr steil zum Weiherkopf (1665 m) an. Den „Südgrat“ hinauf geht es knackig höher, bis ich nach knapp viertelstündigem Aufstieg ab Bergstation meinen zweiten Gipfel erreiche. Es ist 8:45 Uhr. Die letzten Meter oben am Gipfel waren recht morastig, möchte nicht wissen, wie´s hier nach langem Schlechtwetter aussieht.

Ein wunderschöner Blick ins noch wolkenverhüllte Illertal mit der Allgäuer Bergwelt belohnt für die kurzen Aufstiegsmühen. Zum Glück bin ich der einzige Wanderer hier oben, doch die Bergstation des Weiherkopf-Sesselliftes bringt sicher bald Publikum bis wenige Meter vors Gipfelkreuz. Oh je!

Ich mache also ein paar Aufnahmen, gönne mir einen Schluck aus der Pulle und mache mich nach etwa 10minütiger Pause an meinen weiteren Weg. Vom Gipfel geht es nur wenige Meter den Aufstiegsweg hinab, bis dann der Weiterweg Richtung Ochsenkopf und Riedberger Horn rechts hinab in den Wald abzweigt. Gut gestuft geht es zunächst in recht geschlossenem Wald bergab in die Scharte zwischen den beiden Gipfeln, der tiefste Punkt dürfte laut Aufzeichnungen meiner Polar-Uhr auf etwa 1540 m liegen. Durch nunmehr lichteren Baumbewuchs geht es nun wieder höher, bis man schließlich die Gipfelkuppe des Großen Ochsenkopfes vor sich sieht. Sehr idyllisch geht es durch Lärchenbestand und reichlich Heidelbeersträucher wieder steiler, aber einfach ansteigend zu meinem dritten Ziel des Tages, dem Ochsenkopf (1662 m) welches ich um halb zehn Uhr er“klimme“. Gehzeit vom Weiherkopf: ca. 35 min.

Gipfel des Bolsterlanger Horns mit Grünten.

Blick vom Weiherkopf zum Allgäuer Hauptkamm.

Idyllischer Schlussanstieg zum Ochsenkopf.

 

Auch auf diesem Gipfel werden natürlich Fotos gemacht und ich genieße den schönen Blick hinüber zum Riedberger Horn, meinem nächsten und höchsten Ziel für heute. Etwa 10-15 min. mache ich Pause, dann geht es weiter, zunächst hinab in ein flaches, kleines Hochmoorgebiet, in dem ein gutes Auge für den richtigen Tritt völlig zugesaute Schuhe verhindert. Es ist aber eben auch sehr idyllisch hier mit dem lichten Bewuchs, den Sträuchern und der insgesamt herbstlichen Stimmung. Eine Genusstour, bei der man die Blicke schweifen lassen kann.

Der Weg bleibt dann im weiteren Anstieg der Grathöhe zwischen Ochsenkopf und Riedberger Horn treu. Der Pfad wird stellenweise etwas schmal, verliert aber nie seinen lieblichen Reiz: es geht nicht zu beiden Seiten steil hinab, keine Sorge! Selbst die „Wanderautobahn“ wenig unterhalb meines Weges hat scheinbar noch keine Begeher am heutigen Tage, aber das wird sich sicher noch ändern, jetzt, wo die Hörnerbahn Fußvolk zur Bergstation trägt. Spätestens am Riedberger Horn dürfte ich auf die ersten Wanderer treffen, so genieße ich noch meine Einsamkeit und die Ruhe. Der Weg überschreitet in seinem Verlauf ein paar Stellen, wo offensichtlich harte Sandsteine morphologiebildend sind: hier geht es etwas steiler hinauf, was kurzzeitig anstrengender ist, aber nie schwierig wird, zumal die Sandsteinblöcke guten Tritt bieten.

Von der letzten Steilstelle (deswegen wird offenbar auch weiter unten mit „schwer“ vor diesem Weg gewarnt; als Alternative bietet sich ja die breit ausgebaute Wanderautobahn am Haus Schwaben vorbei an) brauche ich noch 10 Minuten bis zum Sendemast unweit des Riedberger Horns. Von hier wollte ich an sich noch einen Abstecher zu Grauenstein und Dreifahnenkopf unternehmen, lasse diese eher unbedeutenden Gipfel aber rechts liegen. Ab hier sollen es laut Wegweiser 20 bzw. 30 min. Gehzeit sein, aber die Zeiten auf den Schildern sind ja ohnehin eher sehr großzügig bemessen (und widersprechen sich ab und an leider sogar).

Hochmoorgebiet zwischen Ochsenkopf und Riedberger Horn.

Gratwanderung gen Riedbeger Horn (linke Erhebung).

Rückblick zu Ochsenkopf, Weiherkopf und Bolsterlanger Horn.

 

Vom Sendemast geht es einige Meter bergab und dann in kleinen Serpentinen nochmals steil, aber einfach hinauf zum Riedberger Horn (1786 m), zum höchsten Punkt dieser Gipfelgruppe. Um 10:50 Uhr stehe ich oben. Wie zu befürchten war, bin ich nicht der einzige Wanderer hier oben: da der Berg, wie schon erwähnt, vom Parkplatz Grasgehren auf bequemen Weg in einer Stunde erreicht werden kann, zieht´s hier natürlich viele Naturliebhaber herauf. So komme ich irgendwie doch nicht so recht zur Ruhe, weil eben gerade die sich nicht so recht einstellen will (auch wenn es heute sicher noch viel voller wird). Also schieße ich meine Gipfelfotos, aus denen hoffentlich noch ein schönes 360°-Panorama gebastelt werden kann. Die Sicht von hier oben ist wirklich umfassend, die gesamten Allgäuer Alpen erschließen sich und der Blick reicht gar bis zum Bodensee (hier wabern allerdings noch tiefe Wolken) und dem Säntis in der Schweiz.

Abbildung: Telepanorama-Ausschnitt vom Riedberger Horn vom Hochvogel über Wildengruppe, Höfats, Rauheck und Kreuzeck zur Hornbachkette.

Kurz nach 11 Uhr schultere ich wieder meinen Rucksack und steige Richtung Bolgen (die Region um den Wannenkopf) ab. Man muss die tolle Aussicht nicht zwangsweise von einem Gipfel bestaunen! Auf meinem Abstiegsweg kommen mir so einige Wanderer entgegen, doch als ich die Wegabzweigung Richtung Grasgehren passiert habe, wird es prompt ruhiger. Schön!

Der Weg zum Wannenkopf ist, wie im Übrigen die gesamte Route, sehr ordentlich ausgeschildert, man weiß stets, woran man ist. Die Route verläuft zunächst nur flach ansteigend an der Nordseite des Bergkamms entlang, immer wieder mit schönen Rückblicken zum Riedberger Horn und zu den anderen Gipfeln meiner bisherigen Tour. Durch Wald gelangt man langsam höher und erreicht schließlich offenes und reichlich feuchtes Gelände. Der Pfad ist recht schlecht zu erkennen, so dass ich mich dazu entschließe, den Hang rechterseits von mir einfach pfadlos bis zur Grathöhe anzusteigen: ich sehe dort einen Wanderer und stoße entsprechend dort oben wieder auf einen guten Weg. Alsbald, nämlich um 11:50 Uhr, erreiche ich die Bergstation der Bolgengratbahn auf 1687 m. Es bieten sich wieder wunderbare Blicke ins weite Rund. Der Wannenkopf ist mit einer Restgehzeit von 20 Minuten ausgeschildert. Der Weg verläuft ab hier nur sehr seicht ansteigend Richtung Nordwesten weiter und erreicht nach wenigen Minuten ein wunderschön gelegenes Hochmoorgebiet, wo ich permanent pausieren muss, um Fotos machen zu können. So brauche ich dann tatsächlich gut zwanzig Minuten, bis ich um knapp 12:15 Uhr am Wannenkopf-Gipfel (1712 m) bin.

Abbildung: Panorama vom Wannenkopf ins Illertal.

Ein kleiner Gipfel und die einzige Bank ist besetzt – so mache ich nur kurz Pause und verabschiede mich nach fünf Minuten wieder und mache mich an meinen Talabstieg. Nach einem kleinen Abstecher in die versehentlich falsche Richtung steige ich durch wieder gut gestuften Wald ab, stets die nächste Markierung vor Augen, so dass man sich kaum verlieren kann. Ich nutze den Höhenmesser meiner Uhr und sehe, wie ich zügig an Höhenmetern verliere. Nach einer halben Stunde Abstieg treffe ich auf einen breiten Fahrweg, den ich rechts talwärts folge. Etwas monotoner das Ganze, aber es geht so natürlich auch etwas zügiger. Als ich die Abzweigung Richtung Zunkleiten-Alm erreiche, gehe ich weiter talwärts (rechts abbiegen!) weiter. Immer Richtung Sonderdorf halten. Nach kurzer Zeit bin ich an der Abzweigung „Tobelweg“, da ich aber keine Lust auf Schatten und rutschiges Laub habe, folge ich dem Hauptweg. Dummerweise auch dann, als nach einigen Kehren wieder eine Abzweigung Richtung Hörnerbahn-Talstation links ab in den Wald führt. Dies wäre eine klare Abkürzung zu meinem weiteren Weg gewesen. So geht´s weiter bergab, um dann nach einer Schleife vor Sonderdorf wieder zum „Bergblickweg“ (ein schön angelegter Weg, den man bis Kierwang verfolgen kann) anzusteigen. Einerseits wegen meines offensichtlichen Umwegs genervt, andererseits mit schönen Ausblicken vor Augen gehe ich zügigen Schrittes Richtung Hörnerbahn-Talstation. Man fragt sich schon, wo denn Bahn und Talstation sein sollen, da sieht man dann plötzlich die Bahn unmittelbar vor sich und ist zwei Minuten später auf dem Parkplatz der Talstation. Dieser ist inzwischen natürlich gut gefüllt. Um punkt 14:00 Uhr bin ich am Auto und freue mich über die landschaftlich so schöne und meist sogar einsame Tour, die hinter mir liegt.

Blick zum Hochvogel vom Wannenkopf-Aufstieg aus.

Herbst-Impression am Wannenkopf-Hochmoor.

Fast zurück: Blick vom "Bergblick-Weg" aus.

(c) Thomas Mitterer

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