Kirchendach (1994 m), Kastenkopf (2129 m), Lahnerkopf (2121 m) und Älpelekopf (2023 m):

 

meine persönliche Kurz-Bewertung der Tour

Montag, der 8. August 2016

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Vorgestern erst in den Urlaub gestartet und dank des tollen Wetters gleich zu Beginn des Urlaubs eine Bergtour: was kann es Schöneres geben? Klar war, dass es eine Tour rund um den Schrecksee werden sollte. Der hatte mich bei meinem letzten Versuch mit drohendem Unwetter abgeschüttelt und seinerzeit war es klug, dass ich meinen Anstieg auf rund 1500 m abgebrochen hatte. Heute also bei Traumwetter und angekündigten 30°!

Kurz vor 7 Uhr bin ich am Parkplatz „Auf der Höh´“ und fahre mit dem ersten Giebelhausbus bis zum E-Werk Auele. Hier starten auch einige andere Wanderer zum Schrecksee, so dass ich rasch meine Stöcke einstelle und losmarschiere. Direkt hinter mir eine Familie mit Kindern – Letztere quatschen, was mich rasch nervt, will ich doch die morgendliche Ruhe genießen. Gut denke ich, der bevorstehende Geröllschinder hinauf wird die Gemüter beruhigen. Der Anstieg wartet ja ab dem E-Werk sogleich mit ordentlicher Steigung auf: der Puls geht nach oben, man versucht, in einen vernünftigen Steigrhythmus zu kommen. In engen Serpentinen leitet der Weg durch den Wald steil durch hinauf und das Gemurmel hinter/unter mir wird allmählich leiser. Nach zehn Minuten ein Guck-Loch im Wald, es tut sich ein herrlicher Blick zu Schneck und Giebel auf. Steil doch einfach geht es weiter, bis nach einer halben Stunde der kleine Stausee (ca. 1270 m) unterhalb der Taufersalpe erreicht ist. Von hier sind es nur rund zehn Minuten, bis die verfallene Taufersalpe erreicht ist: das Gelände öffnet sich und verflacht deutlich: man kann durchschnaufen und sieht den großen Felsriegel vor sich, den man im weiteren Verlauf quert. Rechts sieht man den Falken, der letzte bedeutende Gratkopf des Älpelegrates.

Morgendlicher Blick zu Schneck und Giebel.

Am kleinen Stausee unterhalb der Taufersalpe.

Das Gelände der Taufersalpe. Rechts der Falken in der Sonne.


Gemütlich durchwandert man dieses Hochkar, bis es in einer Höhe von etwa 1500 m in einem weiten Bogen den Felsriegel entlang geht. Oberhalb des Felsriegels geht es in Serpentinen höher, bis das Gelände ab etwa 1700 m allmählich verflacht. Um 9 Uhr stehe ich erstmals in der Sonne. So angenehm der Aufstieg auch im Schatten gerade jetzt im Sommer ist, so schön ist es doch, nun die wärmende, morgendliche Sonne genießen zu können. Fotografierend, die Landschaft bestaunend und vor allem glücklich gehe ich die letzten Meter bis zum See, den ich dann gegen 9:10 Uhr erreiche.
Was für ein Bild – atemberaubend! Wie oft behauptet: der schönste Bergsee der Allgäuer Alpen! Schön, dass ich diesen Anblick in sommerlichem Grün und mit Blumenpracht genießen kann. Nach ein paar Fotos halte ich mich hier gar nicht lange auf: zum einen sind eine Reihe Wanderer hinter mir ebenfalls auf dem Weg hierhin, zum anderen werde ich den See heute ja noch sehr oft aus den verschiedensten Richtungen sehen.
Westwärts steige ich in einer Schleife gemütlich Richtung Kirchdachsattel (1926 m ) höher, den ich gegen 9:30 Uhr erreiche. Das Kirchendach, kein klassischer Gipfel im engeren Sinne, ist mein erstes „Gipfelziel“ des heutigen Tages. Über steiles Gras (jaja, ich weiß, das Kirchendach ist keine Höfats für Anfänger) geht es in wenigen Minuten auf diese schöne Aussichtswarte. Die südlichste Graskuppe (1994 m), unmittelbar vor dem 2013 m hohen Gipfel des Kirchturms, ist der höchste Punkt des breiten Grasdachs. Man genießt grandiose Nahblicke auf Kälbelespitze und Kastenkopf, einen tollen Blick hinab zum See und natürlich auch schöne Blicke zu den Gipfeln rund um die Landsberger Hütte. Nach kurzer Rast und einigen Fotos steige ich zum Sattel ab, wobei mir der Abstieg einfacher als der Aufstieg vorkommt. Von oben ist die Übersicht des besten Weges klar besser als von unten. Um 10:10 Uhr bin ich wieder am Kirchdachsattel.

Querung des Felsriegels unterhalb des Sees.

 

Alpenrosenblüte in natürlichen Blumentöpfen.

 

Ein Traum - der Schrecksee ist erreicht!

 

Am Kirchdachsattel: Blick zum Kirchendach.

Tiefblick vom Kirchendach zum Schrecksee. Dahinter der Älpelegrat, ganz hinten der Grat des Hindelanger Klettersteiges.

Das Gras zum kirchendach ist steil, aber gut gestuft.

Ab dem Sattel kann man auf gutem Pfad eben bis ganz leicht absteigend Richtung Lahnerscharte queren. Eine vielfältige Alpenflora lässt sich ebenso bewundern wie die abweisenden Wandfluchten der Kälbelespitze. Dann geht es ab etwa 1860 m wieder gemächlich bergan und schließlich in Serpentinen, an weidendem Braunvieh vorbei (haben die´s gut hier), hinauf zur Lahnerscharte auf 1985 m. An sich hatte ich vermutet, dass sich hier ein genialer Blick auf den Hochvogel bietet, der wird aber noch von Ausläufern der Lahnerspitze verdeckt. Also nichts wie rauf zum Kastenkopf. Auf Pfadspuren geht es schottrig bergauf und auf recht direkter Linie hinauf zum Gipfelkreuz. Nach einer Viertelstunde Aufstieg ab der Lahnerscharte ist mein erster „richtiger“ Gipfel für heute erreicht. Und was für eine tolle Aussicht! Die Blicke reichen in der direkten Nachbarschaft hinüber zur nahen, wilden Kälbelespitze und in die Ferne bis zum Tödi (3614 m) in den Glarner Alpen, der sich leuchtend weiß zwischen Widderstein und Hochkünzelspitze zeigt.

Im August blüht es hier oben überall...

 

Nahe der Lahnerscharte. Rechts der Kastenkopf.

 

Rauhhorn, Kugelhorn und Knappenkopf.

 

Anstieg zum Kastenkopf. Zuerst schrofig, dann auf Pfadspuren. Alles in allem einfach, etwas Trittsicherheit braucht es aber schon.

Panorama vom Kastenkopf von Hochvogel bis Großer Daumen. Links des Kreuzes der Lahnerkopf, mein nächstes Ziel.
Das komplette 360°-Rundumpanorama habe ich auf alpen-panoramen.de hochgeladen.

Ich habe den Gipfel ganz für mich alleine und genieße die Ruhe und die Aussicht bei diesem Kaiserwetter. Zeit für ein Picknick! Nach 25 Minuten nehme ich den Abstieg in Angriff und bin nach gut zehn Minuten wieder an der Lahnerscharte. Und jetzt? An sich stehen noch Lahnerkopf und Älpelekopf auf dem Programm. Andererseits reizt es mich, den Rest des Jubiläumswegs bis zum Prinz Luitpold-Haus zu gehen. Vielleicht bei der Gelegenheit nach 2004 nochmal auf den Glasfelder Kopf? Und überhaupt mal wieder auf meiner Lieblingshütte zu Füßen des Hochvogels ein gepflegtes kühles Blondes trinken? Alles recht reizvolle Aspekte. Ich nehme zunächst den Jubiläumsweg unter die Füße und erreiche alsbald einen nach Südosten ausstrahlenden Rücken des Lahnerkopfes. Von hier (1940 m) scheint ein wegloser, gangbarer Hang auf den Lahnerkopf zu leiten. Ich glaube, auf den Spuren von Andy unterwegs zu sein, täusche mich aber, da Andy und Diana seinerzeit den Westrücken genutzt haben.

Einfach aber steil und für mein Empfinden mühsam steige ich am Südostrücken hinauf und bin dann nach etwa 25-minütigem Aufstieg, um 12:15 Uhr, auf dem höchsten Punkt des
Lahnerkopfes, das schöne Kreuz etwas nördlich vorgelagert. Wieder eine tolle Aussicht und wieder dieser wundervolle Schrecksee! Und wieder alleine auf dem Gipfel. Ich gönne mir eine zwanzigminütige Pause und blättere ein wenig in dem zerfledderten Gipfelbuch, welches Anfang der 90er Jahre eröffnet wurde. Nun ja, so oft wird der Lahnerkopf nicht besucht.

Nahe der Lahnerscharte hat man einen tollen Blick zum König Hochvogel.

 

Vom Anstieg zum Lahnerkopf bietet sich ein guter Überblick über den weiteren Verlauf des Jubiläumsweges bis zum Schänzlekopf.

 

Das dekorative Kreuz auf dem Lahnerkopf. Rechts der See, links unterhalb des Kreuzes mein nächstes Ziel: der Älpelekopf.

 

Vom Lahnergipfel geht es über Schrofen abwärts, dann über gutmütiges Gras Richtung Älpelekopf.

Panorama vom Rauhhorn über Kugelhorn und Knappenkopf zur Einschartung des Kirchdachsattels, rechts das felsige Kälbelespitz-Kastenkopf-Massiv.

Mein weiterer Weg führt mich Richtung Älpelekopf, dessen Form mich – von Bad Hindelang oder Hinterstein betrachtet – schon lange fasziniert. Den verbindenden Grasgrat mit den tollen Ausblicken hatte mir quacamozzas Bericht von seiner Herbstbegehung schmackhaft gemacht. Also, auf geht´s! Zunächst müssen zwei schrofige Felsstufen abgestiegen werden, die sich letztlich als einfacher entpuppen, als sie auf den ersten Blick scheinen: vielleicht I. Grad, weil es abwärts mäßig schwieriger ist als rauf. Ein sicherer Tritt ist aber schon notwendig.

Dann wechseln Geologie und damit Morphologie: es wird flacher, es wird grün: durch mitunter kniehohe Gräser und Blumen (und durch eine ganze Menge Fliegen) geht es nord-, dann nordwestwärts. Dabei lohnt es sich, möglichst die Grathöhe beizubehalten (Vorsicht, die  Nordostseite der Flanke bricht sehr steil Richtung See ab), da sich grandiose Blicke hinab zum Schrecksee bieten. Um etwa viertel nach eins bin ich am kurzen, aber sehr steilen Gipfelaufschwung des
Älpelekopfes, mache hier nochmals kurze Rast und steige dann in wenigen Minuten auf meinen letzten Gipfel für den heutigen Tag – und wieder bin ich alleine. Ein Gipfelbuch fehlt leider und so mache ich mich nach kurzer Rast wieder hinab in den obersten Sattel unterhalb des Gipfels. Es ist erst 13:40 Uhr und so bleibt mir noch viel Zeit. Viel zu schade, gleich abzusteigen, also genieße ich erst nochmal das herrliche Bergpanorama. Balsam für die Seele!

der Älpelekopf im Visier.

Das letzte Stück zum Älpelekopfgipfel ist nochmal recht steil und verlangt sicheren Tritt.

Rückblick vom Verbindungsgrat zum Lahnerkopf.

Tiefblick vom Älpelekopf ins Erzbergtal.

Schienenhütte in Sicht. Hinten der Sattelkopf.

45° steiles Gras. Hinten der Rosskopf.

Beim Abstieg Richtung Schienenhütte kann man sich bereits von oben an der von hier sichtbaren Schienenhütte orientieren. Ich nehme zudem den Gratausläufer des Erzecks als „Wegweiser“. Im oberen Teil nur mäßig steil, werden die passabel gut gestuften Hänge dann doch recht steil (45°, T4). Erst knapp über 1600 m wird das Gelände unweit der Hütte wieder nach und nach flacher und am Schienenbach kurz vor der Hütte kann ich mich mit kaltem Bergwasser erfrischen (nicht trinken, aber das Wasser kühlt äußerlich herrlich) , was bei der Hitze des Tages eine Wohltat ist. Eine gute Stunde haben mich die etwa 400 Hm Abstieg gekostet, da ich derartiges Gelände recht selten gehe, so dass mir hier die Übung fehlt.
Von der Schienenhütte halte ich auf den Mitterhof zu (hierbei hält man sich rechts des Weidezaunes), steige über eine weitere Abzäunung und folge dann vermeintlichen Pfadspuren hinab bis zum nahen
Bachbett des Erzbaches (1378 m), welches ich zwanzig Minuten nach der Schienenhütte erreiche. Die idyllische Landschaft, das kalte Bergwasser und mein Zeitvorrat laden zu einer weiteren Pause ein.

Wieder im Tal: Rückblick zum Älpelekopf.

Älpelekopf mit Grat zum Falken.

die Hubertuskapelle.

Von hier geht es auf breitem Weg hinab Richtung Erzberghof und Hubertuskapelle. Hinter einem schließt sich das Erzbergtal, vor einem öffnet sich das Hintersteiner Tal. Mit ein wenig Jogging auf den letzten paar hundert Metern und Kehren hinab zur Fahrstraße bekomme ich wider Erwarten den 16:13-Bus an der Hubertuskapelle und bin eine Viertelstunde später zurück am Auto.

Fazit: Eine landschaftliche Toptour auf wenig bis selten besuchte Gipfel in einer dennoch stark frequentierten Wanderregion. Bergeinsamkeit im Hochsommer, das ist rings um den Schrecksee nicht selbstverständlich. In meinem Tourenbuch ein echtes Highlight in den vergangenen Jahren.

Durchgangszeiten (Rastpausen & zahlreiche Fotostopps [ich habe knapp 200 Bilder gemacht] inklusive):
07:25 Aufbruch E-Werk "Auele"
09:10 Schrecksee
09:30 Kirchdachsattel
09:45 Kirchendach
10:10 Kirchdachsattel
10:45 Lahnerscharte
11:00 Kastenkopf
11:35 Lahnerscharte
12:15 Lahnerkopf
13:25 Älpelekopf
15:00 Schienenhütte
15:20 Mitterhof
16:10 Hubertuskapelle

Weitere Links mit Bildern & Videos von mir zur Tour:

Dieser Tourenbericht ist auch (u.U. textlich oder hinsichtlich der Bilderzahl leicht geändert) auf meiner hikr-Seite zu finden: http://www.hikr.org/tour/post110612.html

 

Ein kleines Video mit Impressionen der Tour habe ich auch auf youtube verfügbar gemacht: https://www.youtube.com/watch?v=plZlOPz0xY4

 

 

Auch auf alpen-panoramen lade ich ab und an Panoramen hoch. Ein Panorama vom Kastenkopf-Gipfel ist hier zu finden.

 

(c) Thomas Mitterer

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