Expedition zum Südostpfeiler 1982

Grußkarte 1982

Bild: Offizielle Expeditions-Grußkarte mit den Unterschriften der Teilnehmer.

Die Teilnehmer:
Karl-Maria Herrligkoffer (Leiter), Ueli Bühler, Georg "Schorsch" Ritter, die Polen Andrzej Napoleon Bielun und Tadeusz Piotrowski, Valentin Demmel, Helmut Münchenbach, Jörg Rosenkranz und Joachim Zeitz. Die letzteren beiden besorgen den LKW-Transport, Zeitz ist eine Zeit lang Expeditionsarzt. Doris Kustermann ist Hauptlagerverwalterin. Begleitoffizier ist Captain Nadir aus Gilgit.

Die Expedition:
Der Name „Jubiläums-Expedition zum Ostpfeiler des Nanga Parbat“ rührt daher, dass Herrligkoffer an die erste Deutsche Nanga Parbat-Expedition 1932 erinnern möchte.

Nun geht Herrligkoffer den Ostpfeiler an, der bereits im Jahr zuvor das Wunschziel war. Georg „Schorsch“ Ritter, der nach 1978 (Everest) und 1980 (Kantsch) wieder mit dabei war, erkennt eine günstige Aufstiegsmöglichkeit. Als zweckmäßig erweist sich eine 2000 m hohe Eisrinne direkt am rechten Rand des Pfeilers. Mit einer Einstiegshöhe von etwa 3800 m in die Route bedeutet dies einen Höhenunterschied von über 4000 Metern bis zum Gipfel. An der linken Begrenzung der Rinne stieg man dann hoch.

Problematisch ist die Suche nach guten Lagerplätzen: Lager I wird mehrfach vom Steinschlag getroffen und eine Plattform für Lager II muss von Bühler, Ritter und Münchenbach mühsam erbaut werden. Von hier konnte man Ende Juli das „Zentrale Eisfeld“ oberhalb der langen Eisrinne erreichen. Am 29. Juli kann auf 5900 m Höhe Lager III errichtet werden. Doch es kommt auch zu Zwischenfällen: der Pole Napoleon Bilun stürzt 500 m die Rinne hinab, nachdem er sich bei einem anderen Zwischenfall durch Steinschlag eine Platzwunde zugezogen hatte. Doch auch andere bleiben von Steinschlag nicht verschont.

Dennoch können Ritter und Bühler bereits zwei Tage später das große Eisfeld komplett durchsteigen, wenngleich Lager IV (6500 m) erst am 9. August aufgebaut werden kann. Ritter und Piotrowski können schließlich Mitte August in 7300 Meter Höhe ein weiteres Zelt – das Lager V. Bei der Beschreibung des weiteren Aufstiegs ist in Herrligkoffers „Mein Weg in den Himalaya“ (Seite 253 / 254) von einem ersten, zweiten und dritten Eisfeld die Rede. Lager V steht hierbei am unteren Ende des zweiten Eisfeldes, während das steile dritte Eisfeld in die Gipfelregion hinaufleitet.

Nach einer Nacht in Lager V stiegen Ritter und Piotrowski weiter auf, während Münchenbach und Bühler zu Lager V aufschlossen. Bei schwierigen Schneeverhältnissen kommen die beiden bis auf etwa 7700 m. Am nächsten Tag steigt man so also zu viert auf, doch Bühler kommt nur langsam voran, Ritter rät ihm zum Abstieg, während er wieder spuren muss. Man erreicht 7950 m – der Südgipfel ist zum Greifen nah, doch es ist spät am Tag – die Vernunft siegt, man steigt abermals zu Lager V ab. Doch anstatt Bühler hier anzutreffen erspäht die Gruppe ihn schließlich weit oben in der Gipfelflanke – die Gruppe hatte Bühler offenbar im Nebel verpasst.

Erschreckend war, dass der gute Alleingänger Bühler so sicher zu einem Biwak gezwungen war. Am nächsten Morgen steigen Ritter und Münchenbach hinauf, um Bühler zu empfangen. Bühler erreichte an jenem Tag, dem 17. August, nach einem kalten Biwak den Südgipfel des Nanga Parbat (8042 m) und stieg dann wieder ab und konnte, mit Erfrierungen und höhenkrank, von Ritter zu Lager V dirigiert werden. Da Piotrowski und Ritter den sehr geschwächten Bühler hinab begleiten müssen, ist für die beiden Bergsteiger automatisch nicht mehr an einen eigenen Gipfelaufstieg zu denken. Am 20. August erreicht man das Hauptlager wieder, Stunden später sitzt Bühler im Hubschrauber nach Gilgit und wird am Folgetag nach Europa ausgeflogen. Die Expedition ist zu Ende!

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