Glasfelder Kopf - 2270 m

meine persönliche Kurz-Bewertung der Tour

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Zur Geologie des Glasfelder Kopfes: Gipfelkrone aus Oberrätkalkstein. Der grüne Sattel der Bockkarscharte besteht aus Kössener Schichten. Weiter unten besteht der Glasfelder Kopf aus Allgäu-Schichten (Lias-Fleckenmergel), noch weiter unten aus Aptychen-Schichten. Die benachbarte Kesselspitze besteht aus Hauptdolomit.

Sonntag, der 24. Oktober 2004 Top

In diesem Jahr sind meine Frau, mein Sohn Tobias und ich noch einmal kurz zu Gast in Hindelang. Zehn Tage lang kann ich meinem sieben Monate alten Sohn "meine" Allgäuer Alpen zeigen - zumindest von unten. Einen Tag darf ich alleine in die Berge und habe so die Gelegenheit, eine Neutour machen zu können. Natürlich treibt es mich in die Gegend um den Hochvogel und so habe ich mir den Glasfelder Kopf ausgeguckt - er ist als Tagestour gerade richtig geeignet und dürfte keine Probleme machen.

Da zu dieser Jahreszeit die Busse zum Giebelhaus nicht mehr gar so früh fahren wie im Hochsommer (Fahrplan der Busverbindung Hinterstein - Giebelhaus), nehme ich also den ersten Bus um 8:15 Uhr und kann um 8:30 Uhr am Giebelhaus starten. Viele Leute sind nicht unterwegs, nur zwei Freunde starten ebenfalls Richtung Bärgündeletal.

Ich gehe diesmal nicht die asphaltierte Straße taleinwärts, sondern quere über einen Waldweg direkt unterhalb des Giebels, während ich die herrlichen Blicke auf die sonnenbeschienen Gipfel genießen kann. Der Weg nimmt zwar wenige Minuten mehr in Anspruch (wirklich nur sehr geringfügig), ist dafür aber auch nicht so monoton zu gehen wie die Straße, die sonst, gerade im Sommer, die meisten nehmen.

Ein Stück hinter dem Täschlefall mündet der Weg dann ohnehin in die Straße, die man dann eine kleine Weile verfolgt, bis schließlich links der Abzweiger zum Prinz Luitpold-Haus abgeht. Als ich an eben dieser Wegabzweigung ankomme, ist es 9:06 Uhr - also wieder die übliche halbe Stunde bis hier gebraucht. Man kann auch noch eine kleine Weile weiter die Straße verfolgen und schließlich über die Pointhütte (1319m) den Aufstieg zur Hütte beginnen, aber ich zweige hier links ein. Zunächst geht es einige Höhenmeter hinab (diesen Abstieg kann man sich beim dafür etwas längeren Weg über die Pointhütte sparen), bis man den tiefsten Punkt des Bärgündeletals, das Bachbett, erreicht hat. Über eine kleine Brücke geht es auf die andere Bachseite und dann wieder ansteigend zum Bärgündele-Wasserfall, den ich um 9:20 Uhr passiere. Wenige Minuten später erreiche ich dann auch die Untere Bärgündelealm auf 1203 Meter, die aber inzwischen geschlossen hat - im Sommer gibt es hier einfache Verpflegung. Ich genieße den Blick auf den Talschluss mit Großem Wilden und Schneck und steige dann weiter. Überall sind inzwischen neue Wegweiser angebracht - schade, ich fand die alten Holzschilder schöner und die Gehzeiten auf den neuen Metallschildern scheinen auch nicht unbedingt zu stimmen. Bei direktem Vergleich der Gehzeiten widersprechen sich die Zeiten sogar. Nicht sehr professionell!

Der weitere Aufstieg ist mir bereits von vielen Anstiegen zum Prinz Luitpold-Haus bekannt: problematisch ist er nicht, aber teilweise etwas ermüdend: gerade im unteren Teil kommt man bei der etwas holprigen Wegführung nicht so recht in einen angenehmen Rhythmus, zum anderen hat man bereits die ganze Zeit über die Hütte vor Augen, von der man allerdings noch einige Höhenmeter entfernt ist. In diesem Jahr kommt dazu, das ich extrem schlecht in Form bin: die neue Vaterrolle und meine neue Arbeit in der Schule kosten viel Zeit, die mir für mein Lauftraining fehlt. So komme ich bereits beim Hüttenanstieg ordentlich ins Schnaufen und ereiche die Hütte erst gegen 10:35 Uhr - zwei Stunden ab Giebelhaus! Trauriger Rekord!!! Bislang war ich stets etwa eine halbe Stunde schneller. Macht nichts, aber erschreckend ist es dennoch. "Normalerweise" wäre ich gegen 10 Uhr oben gewesen. Naja, was solls.

Großer Wilder und Schneck

Blick über das Prinz Luitpold-Haus hinweg zur Fuchskarspitze.

Großer Wilder und Schneck

Rückblick zu Wiedemer Kopf und Prinz Luitpold-Haus. Hinten der Schneck.

Meine Oma freut sich riesig, als ich mich aus 1846 m telefonisch melde und erzähle, dass ich mal wieder im Hochvogelgebiet unterwegs bin. Ich mache 10 Minuten Pause, um meinen Puls wieder zu beruhigen und mich aus meinem Rucksack zu stärken. Der weitere Aufstiegsweg ist von hier bereits recht gut zu sehen. Ebenso wie der Hochvogel-Normalweg, über den einige Wanderer Richtung Hochvogel steigen. Aber nach meinen Besteigungen 1989, 1995 und 2001 muss ich dieses Jahr nicht wieder auf den Hochvogel. Zumal eine Besteigung als Tagestour dieses Jahr konditionell für mich zuviel wäre!

Von der Hütte wendet man sich dann also auf markiertem und gut ausgebautem Weg dem Glasfelder Kopf zu und steigt zunächst nur gemächlich höher, während man das Kar in nordöstliche Richtung quert. Unterwegs kann ich auch einen Blick auf eine Seilschaft von Kletterern werfen, die gerade dabei sind, in die im Schatten liegende Nordwestwand der Fuchskarspitze einzusteigen. Die Fuchskarspitze ist ja für ihre zahlreichen Kletterrouten bekannt. Als ich mich den obersten Karböden nähere die nächste Überraschung: ich sehe Gemsen vor mir, ahne jedoch noch nicht, dass es sich um die Vetreter einer ganzen Herde handelt. Erst als ich weiter an Höhe gewonnen habe, sehe ich, dass sich hier sicher an die 20-30 Tiere tummeln, die nicht allzuviel Scheu zeigen. Sie wissen, dass sie in diesem Gelände wesentlich flinker sind als ich.

Der Blick wird nun auch in westliche Richtung freier und hinter dem Schneck wird die Sicht auf die Höfats frei. Überhaupt zeigt sich das Wetter heute von seiner allerallerbesten Seite - der beste Tag des Urlaubs! Die Sicht ist einmalig gut und auch, obwohl die Berge ringsum höher sind, durchaus umfassend.

In einer weiten Schleife erreiche ich schließlich um 11:50 Uhr die Bockkarscharte auf 2164 m - über eine Stunde habe ich von der Hütte bis hier gebraucht: auch auf dieser Etappe wird wieder meine schlechte Form deutlich. Scheiß drauf, nun ist es nicht mehr weit bis zum Gipfel. Und vor allem: hier genießt man bereits einen herrlichen Rundblick, dominiert natürlich vom beeindruckenden Nahblick auf den Hochvogel. Auf der Nordostseite fällt die Scharte mit einer tiefen Schutthalde zum Jubiläumsweg hinab.


Blick zur Bockkarscharte. Links geht es zum Glasfelder Kopf hinauf, rechts ist die Kesselspitze zu sehen.

In der Bockkarscharte. Blick hinauf zum Glasfelder Kopf.

Nach Fotopause und Stärkung nehme ich um Punkt 12 den restlichen Aufstieg in Angriff und steige den Grashang direkt vor mir hinauf. In ziemlich direkter Falllinie des Hangs steige ich höher, was extrem ermüdend ist, bis ich schließlich auf Steigspuren stoße, an denen ich mich im Folgenden orientere. So komme ich besser vorwärts und erreiche wie im AV-Führer angegeben, schließlich den Gipfelgrat. Die Sicht wird nun auch nach Norden frei. Unmittelbar vor dem Gipfel die eigentliche "Schlüsselstelle" des Anstiegs, die im Führer mit "über eine schmale Stelle (I) auf den Gipfel" beschrieben ist. Es handelt sich um eine schmale Gratrippe, die man am besten in Aufstiegsrichtung auf der linken Seite quert. Um 12:14 Uhr erreiche ich den Gipfel und kann die Traumsicht genießen: unzählige Gipfel des Allgäus und des Alpenhauptkamms sind zu sehen, alles glasklar und herrlich scharf.

Gipfelpanorama vom Hochvogel bis zur Daumengruppe.


Die schmale Gratstelle vor dem Gipfel. Hinten dominieren Höfats und Schneck den Blick.

Letzte Rast am Prinz Luitpold-Haus.

Nach etwa halbstündiger Pause nehme ich wieder den Abstieg in Angriff - so habe ich genug Zeit für den Abstieg ins Tal. Über die Steigspuren erreicht man dann auch sicher die Bockkarscharte, ohne sich im sonst weglosen Gelände zu verlaufen. Schwierig würde es aber auch nicht werden, würde man die Steigspuren nicht finden: ein mittelsteiler Hang, der aufgrund des Grasbewuchses höchstens bei Nässe unangenehm werden könnte. An der Bockkarscharte mache ich nochmals kurze Pause und starte kurz nach 13 Uhr meinen weiteren Abstieg zur Hütte. Es ist doch für Ende Oktober ungeheuer warm, man kommt ganz schön ins Schwitzen. Selbst oben auf dem Gipfel war es teilweise fast windstill. Eben ein perfekter Spätherbsttag!

Nur eine Dreiergruppe treffe ich auf meinem Rückweg zur Hütte, ansonsten bin ich weiterhin alleine unterwegs. Selbst die Gemsen vom Morgen sind nicht mehr zu sehen.

Um 13:38 Uhr bin ich wieder an der Hütte, an der auch inzwischen absteigende Wanderer vom Hochvogel ankommen. Doch auch hier hält es mich nicht allzulange - nach kurzer Pause nehme ich den Talabstieg in Angriff. Mit inzwischen doch halbwegs müden Beinen steige ich, wieder im Schatten, talwärts und brauche auch eine knappe Stunde, bis ich die Untere Bärgündelealm wieder erreicht habe. Da ich keine Lust habe, nach dem weiteren Abstieg hinunter bis zum Bärgündelebach wieder den Gegenanstieg zur Straße aufsteigen zu müssen, gehe ich nun den Umweg über den breiten Alpweg hinüber zur Pointhütte. Um 15:00 Uhr bin ich wieder auf der asphaltierten Straße an der Pointhütte und latsche den restlichen Weg zum Giebelhaus in knapp 40 Minuten hinab. Ausgeschildert waren im Bereich der Pointhütte für den Weg zum Giebelhaus 1,5 Std., weswegen die Zeitangaben in meinen Augen eben nicht ernst zu nehmen sind.

Am Giebelhaus (15:40 Uhr) reicht die Zeit noch für ein gemütliches Radler, dann geht´s mit dem 16:10 Uhr-Bus wieder zurück nach Hinterstein.

nach oben !!!

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