Nebelhorn & Laufbacher Eck-Weg - bis 2224 m

meine persönliche Kurz-Bewertung der Tour

Flora am Weg!

Zur Route: Der Laufbacher Eck-Weg verbindet das Edmund Probst-Haus am Nebelhorn bei Oberstdorf mit dem Prinz Luitpold-Haus am Hochvogel. In vielen Quellen liest man, dieser Höhenweg, der sich ständig auf einer Höhe von etwa 2000 Metern bewegt, sei der schönste seiner Art in den Allgäuer Alpen. Ich bin diesen Weg nun bislang viermal gegangen: 1995 alleine und bei mäßigem Wetter, zwei Jahre später dann bei Traumwetter. 2001 mit meiner Frau, wieder bei Sonnenschein und nun, 2017, endlich (wieder alleine) mal, ohne die Nebelhornbahn zu benutzen.

Schwierigkeiten stellt der Weg an den Wanderer nicht. Allerdings können bis in den Sommer hinein Altschneefelder vorhanden sein, die vorsichtiges Gehen und entsprechende Trittsicherheit voraussetzen. Einige wenige schmalere Stellen bedingen bedachtsames Treten, alle schmäleren Stellen sind drahtseilversichert. Auch bei Nässe und nach starken Regenfällen ist entsprechende Vorsicht geboten. Nach Angaben des AV-Führers benötigt der Weg von Hütte zu Hütte etwa 4-5 Stunden Gehzeit, kann allerdings durch vorzeitigen Abstieg abgekürzt werden. Es ist zu beachten, dass es auf dem gesamten Weg keine Einkehrmöglichkeit, wohl aber Bachläufe zum Auffüllen des Wasservorrates gibt.


Die Bilder des folgenden Berichtes stammen von der Begehung 2017. Das Bild links ist 1997 enstanden.

Einen weiteren, älteren Bericht zur Begehung des Höhenweges (mit Abstieg übers Oytal), findet sich hier.

 

Montag, der 31. Juli 2017 Top

Die Gipfel des Laufbacher Eck-Weges reizen mich schon lange und heute soll es soweit sein. Gegangen bin ich den eigentlichen Höhenweg schon 1995, 1997 und 2001, aber stets mit Unterstützung der Nebelhornbahn. Das gilt nicht ;-)

Die Wetteraussichten sagen einen trockenen, heißen Tag bevor. Dann mal los! Da ich vom Giebelhaus besonders gern starte, verlege ich also den Startpunkt vom ursprünglich angedachten Oberstdorf kurzerhand nach Hinterstein und nehme den ersten Bus um 7:10 Uhr zum Giebelhaus (1068 m). Der lässt mich gegen 7:30 Uhr am Giebelhaus raus und ich kann Richtung Obertal starten. Die meisten anderen Wanderer starten Richtung Bärgündeletal. Auf bekanntem Weg geht es auf der Fahrstraße seicht ansteigend taleinwärts und nach einigen Kehren erreiche ich die Abzweigung Schwarzenberghütte, kurz danach die Engeratsgundalpe. Die Murmeltiere, die wir hier letzten Sommer schon beobachten konnten, sind auch diesen Sommer wieder aktiv und wenig scheu.

Idyllischer Rückblick ins Obertal mit Laufbichlkirche und Hengst.

Der Giebelzug.

Die Grathöhe ist erreicht: Blick zur Station "Höfats".

Eine weitere Viertelstunde später bin ich an der Alpe Laufbichl, hier kommt bereits mein Insektenmittel wegen der lästigen Bremsen zum Einsatz. Es scheint zu wirken, Bremsen und anderes Getier sind nun kein Thema mehr. Gegen 8:10 Uhr habe ich die Abzweigung Plättelealm erreicht und wende mich nach rechts. Die Alm selbst ist mit einer Viertelstunde linkerhand beschildert.

Kurz danach habe ich, immer noch auf breitem Weg, die Bächhütte erreicht. Hier verflacht das Gelände und führt durch eine Almwiese, aber markiert, in etwa westliche Richtung und den Wengenbach begleitend, auf die Bergumrandung des Talschlusses zu. Wunderschöne Rückblicke auf den Giebel und den idyllischen Talabschluss des Obertals kann ich hier genießen. Was dann kommt, finde ich weniger schön: der Weg wird zum erdigen Pfad, der durch mitunter fast mannshohes Gestrüpp leitet. Wer auf Pestwurz, andere alpine Botanik, Fliegen und derlei mehr steht, ist hier gut aufgehoben. Teilweise noch schmierig von den zurückliegenden Regenfällen, macht die Steigerei hier nur wenig Spaß. Gut vorankommen tue ich nicht und so dauert die Quälerei eine gute halbe Stunde, bis sich das Gelände oberhalb eines „bebuschten“ Streifens wieder lichtet. Es ist 9 Uhr. Entschädigend ist der herrliche Blick hinüber zum nun gut sichtbaren Schneck mit seiner steilen Westflanke.

Bald verflacht das Gelände wieder und man hat den Almboden der Oberen Wengenalpe erreicht. Angenehm geht es über die Almwiesen zwischen Weidevieh hindurch nach oben und um ca. 9:45 Uhr erreiche ich den Grat, der das Obertal vom Nebelhorngebiet trennt. Bei doch eher bedecktem Himmel wird der Blick Richtung Süden frei – eine tolle Gipfelschau ohne in die Landschaft hereinziehende Wolken. Den kleinen Gratzacken „P.2001m“ lasse ich links liegen, nachdem ich diesen Graszapfen bereits 1991 im Rahmen einer Wanderung zum Edmund Probst-Haus bestiegen hatte. Nichtsahnend, dass dieser Zacken Jahrzehnte später im sogenannten „Internet“ sogar „Gipfelehren“ bekommen würde. Rechterhand wende ich mit dem Gratkopf „P.2023m“ zu und kann, nur wenige Meter höher als der vorbeiführende Wanderweg eine kurze Pause abseits des Trubels machen. Der erste „Gipfel“ des Tages.

Der Blick hinab zur Bergstation der Nebelhornbahn macht Angst: wie klein doch das Edmund Probst-Haus im Vergleich zur Station Höfatsblick mit all dem Tamtam wirkt. Gruselig. Das Nebelhorn ist nun einmal der Berg in Oberstdorf. Aber wenn ich schon mal hier bin, möchte ich doch – erstmalig – dem Nebelhorn (2224 m) einen Besuch abstatten. Zumal es nicht weit ist: über breit ausgebaute Wege geht es an den zahllosen Halbschuhtouris der Bergbahn hinauf zum Gipfelkreuz, wo ich mich um 10:30 Uhr wiederfinde. Lange will ich mich hier nicht aufhalten, also: Gipfelkreuz abklatschen, Fotos, dann den neuen „Nordwand-Skywalk“ gecheckt. Schön gemacht, beeindruckende Tiefblicke in die Nebelhorn-Nordwand und hinüber zum langen Grat des Hindelanger Klettersteigs hat man hier. Auch das Gipfelrestaurant ist echt hübsch geworden und schmiegt sich, angesichts der Größe, schön an den Berg. Nur eben viel zu viel Trubel. Also rasch runter zum Edmund Probst-Haus (1930 m). Es ist etwa 10:40 Uhr. An sich wollte ich den Gratweg hinab, aber vor lauter Leuten und Gleitschirmfliegern verpenne ich den Abzweig und latsche den breiten Hauptweg hinab. Nach zwanzig Minuten bin ich in der Hütte, gönne mir ein Skiwasser und bin froh, hier, in einer „echten“ Berghütte meine Ruhe zu haben. Nachdem der Durst gelöscht ist, wandere ich, an vielen Laufsportlern vorbei (was war das für eine Veranstaltung?), zum Zeigersattel, wo auffällig wenig los ist, und gleich hinauf zum Zeiger, von wo man eine tolle Rundsicht genießen kann.

Der Nordwandsteig am Nebelhorngipfel.

Gleitschirmflieger schweben übers neue Gipfelrestaurant.

Ihre Majestät, die Höfats; gesehen vom Zeigersattel.


Blick vom Zeiger hinab zum Seealpsee.

Der Große Seekopf, etwas kleiner als der Kleine Seekopf.

Die Regenwolken ziehen ab. Links das Laufbacher Eck.

Der Zeiger (1994 m) ist unschwierig und weglos vom Sattel in wenigen Minuten bestiegen und: man hat diesen Aussichtspunkt üblicherweise für sich alleine. Eine sehr schöne Rundsicht, zumal man einen tollen Blick Richtung Giebel und Obertal genießt, den die Seilbahnnutzer nicht bekommen. Nach einigen Minuten Pause geht´s wieder runter zum Sattel und auf dem Laufbacher Eck-Weg am Großen Seekopf vorbei. Da das Gras noch nass ist (in der vergangenen Woche kamen hier ja Unmengen an Niederschlag runter) und sich im Übrigen auch der Himmel nicht so recht aufzuklaren scheint, lasse ich diesen Gipfel links liegen. Ein anderes Mal! Ich quere also den Seekopf und muss feststellen, dass sich von Westen dunkle Wolken nähern. Was nun? Der Wetterbericht sagte gutes, trockenes Wetter voraus. Den Aufstiegsweg wieder hinab möchte ich nicht und ein Abstieg durchs Faltenbachtal nach Oberstdorf würde eine Busfahrt nach Hindelang bzw. Hinterstein bedeuten. Darauf habe ich auch keine Lust. Ich entscheide mich nach einigem Hadern & Zögern und wortwörtlichem hin und her, zunächst etwas zügiger zu marschieren, aber bei meinem Plan zu bleiben, den Weg zumindest bis zur Schönberghütte oder am liebsten bis zum Prinz Luitpold-Haus zu gehen.

Blick vom Sattel zwischen Kleinem Seekopf und Schochen zum Schochen. In Bildmitte der Schneck, rechts des Schochens die Höfats, links der Giebelzug..

Den Kleinen Seekopf umgehe ich südseits und bin schließlich an der Scharte zwischen eben jenem Seekopf und dem Schochen, von wo man einen tollen Blick auf den Giebelzug hat. Noch liegt das Hintersteiner Tal, im Gegensatz zum Kleinwalsertal, nicht unter dunklen Wolken, also rasch noch ein paar Fotos. Da es bis dato trocken bleibt, entscheide ich mich aber nun doch zu einem Aufstieg auf den Kleinen Seekopf (2095 m), den man von dieser Seite leicht über breite Wiesenhänge erreichen kann. Doch schon auf dem Weg nach oben geht das Getröpfel los. Egal, nun auch ganz rauf. Nach etwa zehnminütigem Aufstieg oben angekommen mache ich nur rasch zwei Fotos und ziehe mir meine Regenjacke über. Bei Regen dann wieder in nassem Gras hinab zur Scharte. Der Blick in die Ferne sagt mir, dass der Regen wohl auch wieder bald abziehen wird; also weiter. Trotzdem will ich sicherheitshalber nicht unnötig Zeit verlieren, so dass ich den Aufstieg zum Schochen vorerst auslasse. Es muss nicht jeder Gipfel sein! Den Schochen umgehend habe ich alsbald einen grandiosen Blick auf die Westabstürze des Schneck. Toll! Als ich die Lachenköpfe vor mir habe überlege ich kurz, ob ich es von hier doch noch auf den Schochen versuchen soll. Ich gehe einige Meter links des Weges und mache meine Entdeckung des Tages: eine schöne, schlanke Kreuzotter unmittelbar vor mir im Dickicht. Das Rückenmuster der einzigen Giftschlange Deutschlands ist eindeutig! Das Tier hält kurz inne und verzieht sich dann unter den nächsten Stein. Wow, super, das macht auch eine Bergtour aus! Irgendwie ist der Schochen kein Thema mehr, die beste Aufstiegsmöglichkeit hätte sich wohl ohnehin direkt nach den Seeköpfen ergeben. Also Großer Seekopf und Schochen bei der nächsten Begehung des Weges, den solch einen schönen Weg geht man gerne immer wieder. Heuer für mich die vierte Begehung, aber eben mal endlich ohne Bahnnutzung.

Querung einer Felsrippe am Lachenkopf. Rechts der Schneck.

Eine eigentümliche Berggestallt: der Schneck!

Sieht auch in Regenwolken schön aus: der Hochvogel.


Auf dem Laufbacher Eck: Blick über die Rotköpfe zum Schneck.

Großer Wilder und Schneck-Nordwand.

Die verfalteten Hauptdolomitwände des Wiedemer.

Nun hat man fast stetig das Laufbacher Eck, die Rotköpfe und den Schneck im Blick, es geht über einige mit Seil und Tritten abgesicherte kurze Stellen und es ist klar, dass nun die Sonne bald wieder Oberwasser haben wird. In einigen Kehren geht es wieder steiler, aber leicht hinauf zum Laufbacher Eck-Sattel (2128 m) und natürlich sofort weiter zum gleichnamigen Laufbacher Eck-Gipfel (2178 m) einige Meter höher. Das Tolle: es herrscht wieder wunderschönes Sommerwetter und ich habe den Gipfel ganz für mich alleine. Die Familie, die ich beim Anstieg überholt hatte, macht nur unten am „Eck“ Rast. Man verpasst etwas, wenn man diese letzten fünfzig Höhenmeter nicht geht. Mir soll es recht sein.

Ich genieße die wunderschöne Aussicht in vollen Zügen und überlege, ob das Prinz Luitpold-Haus mitsamt gemütlicher Pause und Abstieg stressfrei bis zum letzten Bus um 18:10 Uhr möglich ist. Es ist nun 14 Uhr. Machbar wär´s, aber stressfrei? Ich entscheide mich für eine ruhige Gipfelrast und einen gemütlichen Weiterweg sowie Abstieg über die Schönberghütte zur Pointhütte  Gegen 14:20 Uhr beginne ich meinen Abstieg hinab zum Sattel, wo die Hütte großzügig mit 2,75 Std. ausgeschildert ist. Recht steil, aber einfach, geht es hinab und es dauert nicht lange, bis sich Großer Wilder und Schneck gekonnt in Szene setzen. Wieder etwas flacher quert man an den Rotköpfen vorbei und verliert recht bequem an Höhe. Auf ca. 1830 m mache ich kurze Rast: trinken und den genialen Blick auf die verfalteten Hauptdolomitwände des Wiedemer Kopfs genießen. Die Sonne brennt nun schon die ganze Zeit recht erbarmungslos, so dass ich weiter unten jeden Bachlauf nutze, um meine Kopfbedeckung nass zu machen. Es geht doch nichts über Verdunstungskühle!

Blick hinab ins Bärgündeletal.

Der kreuzgeschmückte Nordgipfel der Fuchskarspitze.

Idyllisches Bärgündeletal.


Gegen 15:23 Uhr bin ich an der Wegabzweigung Richtung Bärgündeletal: eine Stunde Abstieg ab Laufbacher Eck, die Hütte ist hier mit 75 min. Aufstiegszeit vermerkt. Auf bekanntem Weg geht es hier angenehm zu gehen tiefer und nach ca. 20 min. Abstieg ist der Talgrund auf rund 1400 m erreicht. Von hier geht es auf gemütlichem Weg hinab zur Pointhütte (1319 m). Kurz vor der Hütte kann ich ein Foto von einem Murmeltier machen, das so gar keine Scheu zeigt und sich mir stolz präsentiert. Ab der Pointhütte geht´s auf asphaltierter Piste an den Hängen des Giebels vorbei zum Giebelhaus, wo ich um etwa 16:40 Uhr eintreffe. Zeit genug, um sich bis zum 17:10 Uhr-Bus mit einer Radlermaß zu belohnen.

Eine sehr schöne und abwechslungsreiche Tour liegt hinter mir!

Durchgangszeiten (Rastpausen & zahlreiche Fotostopps inklusive):
07:30 Giebelhaus
08:10 Abzweigung Plättelealm
09:45 Grat zwischen "P.2001m" und "P.2023m"
09:55 "P.2023m
10:30 Nebelhorn (bis ca. 10:40 Uhr)
11:00 Edmund Probst-Haus
11:26 Zeiger
12:30 Kleiner Seekopf
13:55 Laufbacher Eck (bis ca. 14:20 Uhr)
15:23 Webabzweigung Bärgündeletal
16:02 Pointhütte
16:40 Giebelhaus

Weitere Links mit Bildern & Videos von mir zur Tour:

Ein kleines Video mit Impressionen der Tour habe ich auch auf youtube verfügbar gemacht: www.youtube.com

 

(c) Thomas Mitterer

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