Deutsch-französische Everest-Expedition 1978

Grußkarte 1978

Bild: Grußkarte mit den Unterschriften.

Die Teilnehmer:
Karl-Maria Herrligkoffer (Leiter), Wanda Rutkiewicz, Sigi Hupfauer, Hans Engl, Marianne Walter, Günther Härter, Hubert Hillmaier, Hans Kirchberger, Willi Klimek, Bernd Kullmann, Josef "Sepp" Mack, Schorsch Ritter, Sepp Walter (bis hier alles Deutsche), der Schweizer Robert Allenbach sowie die "bergsteigerischen Hilfskräfte" Martin Rink, Franz Seiler und Hubert Wehrs. Horst Laube ist als Arzt dabei, Horst Schumann als Kameramann und auch Herrligkoffers Lebensgefährtin Doris Kustermann ist mit am Berg. Die Mitglieder des französischen Teams sind neben Leiter Pierre Mazeaud Claude Deck, Jean Afanassieff, Walter Checchinel, Ramond Despiau, die Ärzte Nicolas Jaeger und Jean-Francois Mazeaud. Als Kameramann ist Kurt Diemberger zudem am Berg.

Die Expedition:
Während der vergangenen Jahre musste Herrligkoffer mehrfach seine hauptsächlichen Expeditionsziele ändern, da diese erreicht worden waren: 1975 durchstieg Boningtons Team erstmals die Südwestwand, 1978 erreichte mit Reinhard Karl der erste Deutsche den Gipfel sowie mit Reinhold Messner und Peter Habeler die ersten Bergsteiger, die den Aufstieg ohne Zuhilfenahme von Flaschensauerstoff schafften.

Pierre Mazeaud wollte ursprünglich sein 76er-Permit mit Herrligkoffer tauschen. Herrligkoffer schlug jedoch vor, dass Mazeaud ein Permit für den Lhotse beantragen möge, so dass man Everest und Lhotse 1978 in einer gemeinsamen Expedition angehen könne. So kam es...

Am 8. August startet der Hauptteil der Mannschaft in München; Ende August (am 31.) wird das Basislager erreicht. Probleme gibt es nicht nur mit den z.T. fehlenden bzw. defekten Sauerstoffmasken, sondern auch im Team - hier u.a. mit der Rolle von Wanda Rutkiewicz, die zwar emanzipiert auftritt, männliche Kollegen hingegen mehr schaffen (Herrligkoffer "Mein Weg in den Himalaya", Seite 219). Besonders Sigi Hupfauer mag sich nicht gefallen lassen, dass sich Wanda Rutkiewicz in Voraussicht ihrer Popularität nach einem geglückten Everestaufstieg doch sehr helfen lässt. "Wir sahen ihre Leistungen: nichts gefilmt zum Lager 3, wenig getragen, nichts versichert, keine Hochlager erstellt, keine Reperaturarbeiten im Bruch [im Khumbu-Eisbrucham Fuße des Berges; Anmerkung des Webmasters] - nur Starallüren" (Herrligkoffer: "Besessen, sieghaft, umstritten", Seite 227/228).
Mitte September steht Lager II auf 6450 m Höhe. Allerdings gibt es Ausfälle im ursprünglich 22-köpfigen Team: Kirschberger muss wegen einer Rippenfraktur die Heimreise antreten, Härter wegen Erfrierungen. Jörg Daum muss wegen Zahnproblemen nach Hause.
Anfang Oktober herrscht Sturm und Schneefall, für die zweite Oktoberhälfte wird jedoch am 12. Oktober besseres Wetter vorhergesagt. Herrligkoffer fackelt auf Basis dieser Vorhersage nicht lange und weißt Engl und Mack zum weiteren Aufstieg an. Hans Engl und Sepp Mack brechen am 13. zum Lager IV auf dem Südsattel auf. Auch Pierre Mazeaud, Kurt Diemberger und Hubert Hillmaier erreichen an diesem Tag Lager IV. Bei schlechtem Wetter wird ein zweites Zelt errichtet.

Am 14. Oktober um 8 Uhr steigen Mack, Hillmaier und Engl Richtung Gipfel, Diemberger und Mazeaud müssen den Aufstieg abbrechen. Mack und Hillmaier steigen voraus, legen sie Spur und versichern den Hillary Step. Engl beschreibt den Aufstieg aus physiologischer Sicht als problemlos (Herrligkoffer "Mein Weg in den Himalaya", Seite 222/223) und hat offenbar keinerlei Probleme mit der Höhe.

Hans Engl am Gipfel des Everest >

Um 17:15 Uhr ist Engl, nach Mack und Hillmaier, am Gipfel. Damit ist er der erste Deutsche, der den Everest ohne Flaschensauerstoff erreicht. Und nach der Seilschaft Messner/Habeler der 3. Mensch, dem dies gelingt. Am späten Abend erreichen Engl, Hillmaier und ein völlig erschöpfter Mack den Südsattel. In den folgenden Tagen erreichen viele weitere Expeditionsmitglieder den Gipfel: am Folgetag Jean Afanassieff, Nicolas Jaeger, Pierre Mazeaud und Kurt Diemberger. Am 16. Oktober stehen Sigi Hupfauer, Wilhelm Klimek, Robert Allenbach, Wanda Rutkiewicz, Ang Kami Sherpa, Ang Dorje Sherpa und Mingma Nuru Sherpa oben; letztere beiden ohne Flaschensauerstoff. Am 17. Oktober stehen schlussendlich auch Georg Ritter und Bernd Kullmann oben.

Mit 16 Teilnehmern am Gipfel gehört die deutsch-französische Everestexpedition 1978 zu den erfolgreichsten Everest-Unternehmungen bis dato, wenn es um die Anzahl der Teilnehmer am Gipfel geht! Was mich persönlich wundert ist, dass Reinhard Karl nach seiner Everestbesteigung Monate zuvor hierfür mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet wurde. Hans Engl bekam auch keine vergleichbare Auszeichnung für seine 02-freie Besteigung.

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