Rotspitze - 2033m

meine persönliche Kurz-Bewertung der Tour

Dienstag, der 20. August 1991 Top

Papis Namenstag und zugleich der letzte Tag eines dreiwöchigen Urlaubs in Hindelang. Da das Wetter gut ist, will ich die Gelegenheit nutzen, um noch mal eine Tour zu unternehmen. Die Rotspitze, beeindruckende Pyramide über dem Ostrachtal, hatte mich schon immer interessiert...

Die Rotspitze

Schon der frühmorgendliche Blick aus dem Fenster zeigt einen wolkenfreien Himmel. Trotzdem muss ich mich etwas motivieren, da ich nach einem schönen und erholsamen Urlaub in Gedanken schon halb zuhause bin. Während meine Eltern und meine Schwester noch in den Betten liegen, verlasse ich die Wohnung und schultere in der kühlen Morgenluft den Rucksack. Um 7:25 Uhr bin ich abmarschbereit. In kurzer Hose und T-Shirt ist es unverschämt kühl, aber dank meines flotten Schrittes spüre ich die niedrige Temperatur bald nicht mehr. Durch Bad Oberdorf geht es zur Ostrach und über diese hinweg weiter nach Bruck. Hin und wieder treffe ich einige "Hindelanger", ansonsten sind noch nicht viele Menschen unterwegs. Es ist ruhig!

Die Rotspitze aus der Nähe des Horncafés. Oberhalb der Bildmitte der Häbelesgund.

Hinter der Kleinortschaft Bruck geht es auf der Verbindungsstraße Richtung Hinterstein bis zum Kraftwerk Bruck, das ich nach 40 Minuten erreiche. Ab hier führt der Weg rechts in den Wald hinein. Nur leicht ansteigend führt der Weg in südwestlicher Richtung durch den Wald an den Hängen des Breitenberg vorbei. Weiter ins Retterschwangtal hineinwandernd nähere ich mich der Wegabzweigung Richtung Häbelesgund, die ich bereits von meiner Breitenberg -Tour von vor drei Tagen kenne.

Um 8:40 Uhr bin ich an der Wegabbiegung auf etwa 1080m Höhe und beginne nun, links abbiegend, meinen eigentlichen Aufstieg zum Häbelesgund. Steiler als bislang geht es in Serpentinen aufwärts. Landschaftlich ist die Route momentan leider nicht sehr reizvoll, ich wandere durch einen Friedhof von umgestürzten, kahlgefegten Bäumen in die Höhe. Schuld an diesem trostlosen Anblick sind die Orkane des Winters 1989/90, die mit unglaublicher Heftigkeit gerade im Retterschwangtal tobten und schwere ökologische Schäden angerichtet haben. Der Weg ist zwar inzwischen wieder hergerichtet und begehbar, aber bis sich die Hänge wieder in vollem Grün zeigen, werden noch Jahre vergehen.

Rasch gewinne ich an Höhe, bis der Weg flacher wird und sich im Wald verliert. Hier oben ist merkwürdigerweise ein Baumgürtel von den Stürmen versehrt geblieben. Um 9:15 Uhr habe ich dann das Hochtal des Häbelesgundes auf etwa 1450m Höhe erreicht und mache an einer kleinen Schutzhütte erstmals kurze Rast.Nach zehn Minuten mache ich mich wieder auf den Weg und wandere durch flaches Gelände und bin ständig von Latschenfeldern umgeben. Ich nähere mich den Nordabbrüchen der Rotspitze und steige schließlich in Kehren durch die steilen Geröllhalden höher. Vom Breitenberg sah der Weg doch steiler aus, als er sich jetzt zeigt. In gleichmäßigem Rhythmus steige ich höher ohne zu ermüden weiter, immer wieder nach oben blickend. Rasch nähere ich mich dem westlichen Gratausläufer der Rotspitze, während die Schützhütte unten im Häbelesgund immer kleiner wird. Hier oben, auf etwa 1700 Metern Höhe, wird das Gelände nochmals etwas steiler, doch der gut ausgebaute Weg lässt keine Unsicherheit aufkommen. Und hier und da kann man auch mal die knorrigen Latschenwurzeln als Griff benutzen.

Nebelhorn und Entschenkopf.

In engem Zickzack geht es weiter hinauf bis zum Gratausläufer der Rotspitze. Erst jetzt wird der Blick nach Süden frei und so zeigt sich die Nordwand des Nebelhorns und der Entschenkopf erst jetzt in ihrer vollen Größe. Weit hinten ist die markante Silhouette des Hohen Ifen zu erkennen.

Nebelhorn, Entschenkopf und hinten der Hohe Ifen.

Der Weg führt nun von mir aus Linkerhand weiter aufwärts. Immer wieder werden steilere Felspassagen mit Hilfe von Drahtseilsicherungen gequert. Inzwischen sind die Temperaturen auf sommerliche Werte gestiegen und die Sonne steht schon hoch am wolkenfreien Himmel. So bin ich schon längst froh, mich an diesem letzten Urlaubstag doch noch für diese schöne Tour entschieden zu haben. Von Heimweh längst keine Spur mehr!

Hin und wieder schmal, dann wieder auf gutem Pfad steige ich dem Gipfelkreuz entgegen, das ich um 10:35 Uhr erreiche. Etwa zwei Stunden Aufstieg für die letzten 1000 Höhenmeter, ich bin zufrieden!

Der Gipfel

Mit mir am Gipfel sind drei Mädchen und ein Mann, der mir bereits während des Aufstieges mehrfach begegnet war. Wir kommen ins Gespräch und freuen uns über die schöne Aussicht. Ich trage mich ins Gipfelbuch ein und stärke mich mit Obst und Zitronentee, immer wieder in das Panorama schauend. Die gesamten Hintersteiner Berge sind vor mir aufgeschlossen, nach Süden ist der Blick jedoch durch die Felsmauer des Großen Daumen versperrt.

Auf dem Gipfel. Hinten die gewaltige Mauer des Daumen.

So sehe ich den Hochvogel nicht, allerdings ist auch die Nähe dieser Felsmauer reizvoll. Einem jungen Pärchen kann ich, nachdem ich zuhause fleißig den Führer studiert habe, Auskunft über die weiteren Tourenmöglichkeiten von hier aus geben.

 

 

 

Impressionen vom Gipfel:

Talblick
Der Hindelanger Klettersteig
Talblick ins Ostrachtal. Ganz rechts der Breitenberg.  
Der Große Daumen und der Hindelanger Klettersteig.

Nachdem wir gegenseitig Gipfelfotos geschossen haben, trete ich um 11:43 Uhr meinen Abstieg ins Tal an.Über die Südseite steige ich Richtung Retterschwangtal ab und bin von den romantischen Eindrücken des Weges total begeistert. Ständig blickt man über blühende Wiesen zu Nebelhorn und Entschenkopf hinüber und hat von hier auch einen ganz neuen, ungewohnten Blick auf die Rotspitze. An den Haseneckalpen geht´s hinab ins Tal, welches ich einige Gehminuten hinter dem Mitterhaus erreiche.

Die Haseneckalpe

Um 13:25 Uhr bin an besagter Hütte, wo ich mir eine kurze Pause gönnen kann, bevor ich strammen Schrittes nach Hindelang wandere. Um fünfzehn Uhr bin ich wieder in der Wohnung und komme gerade noch recht, um mir die Einladung von Paps zu einem letzten Besuch im Café Polite nicht entgehen zu lassen.

Blick über die Haseneckalpen hinweg zum Entschenkopf.

 

 

 

 

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